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Froschberg, Naherholungsgebiete und der Linzer Grüngürtel


Der Froschberg, von vielen auch liebevoll „Monte Quaqua“ genannt, ist immer schon ein sehr schöner Stadtteil von Linz gewesen. Der angrenzende Freinberg verlockt mit dem Linzer Grüngürtel zu ausgedehnten Spaziergängen oder einer Runde auf dem kleinen Minigolfplatz. Auf der anderen Seite ist der beliebte Winklerwald, eine grüne Oase, die bei den Anwohnern sehr oft und gerne in Anspruch genommen wird.

Viel Grün, kleine Wohnsiedlungen, ruhige Gegend und dennoch nicht allzu weit vom Stadtzentrum entfernt. Diese Lebensqualität wird nun durch Immobilienkonzerne, die Politik und einer Verkehrsplanung, die nicht den Interessen der Bevölkerung entspricht, bedroht. Vor allem in den heißen Sommermonaten, die in den Städten besonders spürbar sind, ist die gegenwärtige Politik der Flächenumwidmungen und Bodenversiegelungen fatal. Laut einer Studie des WWF ist in Linz, im Vergleich mit anderen Städten in Österreich, Spitzenreiter mit dem höchsten Anteil an versiegeltem Boden! Etwa 116 Quadratmeter sind es pro Kopf. Durch den Mangel an Grünflächen wird nicht nur die Hitze zum Problem, bei starken Regenfällen kann das Wasser nicht mehr versickern und es kommt zu Überflutungen. Der Linzer Grüngürtel fungiert auch als Kaltluftschneise – wird dieser zerstört, steigen die Temperaturen in der Stadt noch weiter.



Eisenbahnersiedlung droht Zerstörung


Die ruhigen, durch viel gemeinsame Grünfläche mit altem Baumbestand lebenswerten Eisenbahnersiedlungen, sollen „verdichtet“, saniert und baulich verändert werden. Die Bewohner dieser Eisenbahnsiedlung wurden von den Plänen der Wohnungsgenossenschaft vor vollendete Tatsachen gestellt. Zwischen den Wohnhäusern sollen zusätzliche Bauten hineingebaut werden und die bestehenden Wohnhäuser sollen, wenn es nach dem Vorhaben der Genossenschaft geht, um weitere Stockwerke erhöht und mit Laubengängen zu den neuen Häusern verbunden werden. Der Unmut bei den Bewohnern ist enorm und viele Bewohner fühlen sich verraten und im Stich gelassen. War doch noch vor Kurzem in einer Aussendung der SPÖ die Rede von „Verbesserung der Wohnqualität durch Sanierungsmaßnahmen“ und „Aufwertung der Gemeinschaftsflächen und Erhalt des Grünraums“. Im Wahlkampf wurde mit Slogans wie „leistbarer Wohnraum“ und „Gemeinsam sorgen wir dafür, dass der Froschberg ein lebenswerter Stadtteil bleibt. Darauf können sich die Menschen die hier leben verlassen“ geworben. Dass man sich auf solch ein Geschwätz nicht verlassen kann, spüren die Menschen, die hier leben jetzt am eigenen Leib. Nicht nur, dass ihre Interessen an die Raiffeisenbank verkauft werden (die Wohnungsanlagen Gesellschaft wurde im Jahr 2004 privatisiert, größter Eigentümer ist die Raiffeisenbank), seit sich Widerstand regt, sind Anfeindungen an der Tagesordnung. Die Forderungen der Bewohner nach adäquaten Parkmöglichkeiten werden nicht in Angriff genommen. Seit dem Neubau des Stadions auf der Gugl wurden viele Straßen zu Kurparkzonen und die Bewohner benötigen nun ein Bewohnerticket – zudem gibt es zeitweise ein Parkverbot bei Veranstaltungen in der „Raiffeisen Arena“. Für die neuen Wohnungen wird mit Mieten von 1.000 Euro aufwärts für 60 bis 70 m² gerechnet. Die bestehenden Mieten werden über den Umweg der Nebenkosten steigen. Die „Initiative Froschberg“ kämpft für den Erhalt der Eisenbahnersiedlung (Wir haben laufend berichtet –> Siehe rotefahne.at: Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern, Linz/Froschberg: Unmut und Widerstand gegen Großprojekt wächst., Linz: Eisenbahnersiedlung am Froschberg soll zerstört werden , Leserbrief: Der Froschberg ist in Gefahr!




Aus Minigolfplatz wird Luxusappartment-Komplex?


Keine zweihundert Meter Luftlinie von der Eisenbahnersiedlung entfernt, mitten im Grüngürtel von Linz, liegt ein kleiner, wenn auch schon in die Jahre gekommener Minigolfplatz (wir berichteten: LINK). Dieser soll, geht es nach dem Bestreben der Stadt Linz, einem weiteren Luxusappartement-Komplex weichen. Die Initiative „Linzer Grüngürtel schützen, jetzt“ war von den Plänen des neuen Grundstückseigentümers Swietelsky schockiert. Hier sollen sieben einzelne Villen mit 37 Vorsorge- und Luxuswohnungen entstehen, obwohl das Grundstück in der von der Stadt Linz ausgewiesenen Kaltluftschneise liegt, welche die Innenstadt vor Überhitzung schützen soll.



Leichtathletikanlage: Rodung ohne Bewilligung


Hinter dem Stadion am Fuße des Freinbergs wird gerade ein neues Leichtathletikcenter gebaut. Auch hier wird munter ohne naturschutzrechtliche Bewilligung gerodet. Die Leichtathletikanlage ist Teil des Linzer Stadionpakts – da beim Neubau des Stadions auf diese Sportler einfach vergessen wurde. Dieses Grundstück liegt ebenso im Linzer Grüngürtel. Eigentümer ist die Diözese Linz, die nicht nur ohne Rücksicht ihr Großprojekt umsetzt, sie zieht auch alle Register um die „Nachbarn“ am Mitspracherecht bei den Bauverhandlungen auszuschließen. Durch nachträgliche Grundstücksteilung wurden rund fünfzig Anrainer von der Parteienstellung ausgenommen und von der Bauverhandlung im Vorfeld ausgeladen. Versprochen wurde hier eine „naturnahe“ Anlage. Umgesetzt wird eine Planung ohne Rücksicht auf die Umwelt.



Sprengungen für den Westumfahrungsgürtel


Der umstrittene Westring verlängert die Linzer Stadtautobahn durch den Froschberg und den Freinberg mittels Tunnel und einer Brücke über die Donau mit dem Mühlviertel. Die ASFINAG geht bei diesem Bauvorhaben nicht zimperlich mit den Anrainern um. So sollen sie für eine minimale Ablösesumme einer Grundbuchseintragung im Rahmen einer sogenannten Einverleibung zustimmen, damit Tunnelanker direkt unter den Grundstücken durchlaufen können. Nach dieser Zustimmung darf jedoch von den Grundstücksbesitzern keinerlei Veränderung auf dem Grundstück mehr vorgenommen werden. Am Freinberg gibt es bereits Setzungsrisse die durch die Sprengungen hervorgerufen wurden. Die Anrainer müssen sich hier selbst um die Beweisführung kümmern und die ASFINAG hofft offenbar auf die Passivität der Anwohner.



Winklerwald


Ende letzten Jahres sorgten Baggerarbeiten und illegale Baumfällungen im Naherholungsgebiet Winklerwald bei den Anrainern abermals für Aufregung (wir berichteten in der Printausgabe Nr. 15). Gebaut werden darf hier freilich nicht, die betroffenen Flächen sind als Grünland gewidmet. Dennoch wird auf jede mögliche Weise versucht die Gesetze „zu dehnen“. Eine Umwidmung wird seitens der Stadt Linz zwar ausgeschlossen, wie schnell sich die Flächenwidmung dennoch ändern kann, sieht man am Beispiel des Minigolfplatzes am Freinberg im Grüngürtel. Zumal die betroffenen Flächen bereits einmal als Bauland umgewidmet waren und nur durch eine Bürgerinitiative im Jahr 1983 vor dem Verbau gerettet werden konnten, indem die Grundstücke in Grünland umgewidmet wurden. Dennoch wird dort immer noch auf hohe Gewinne spekuliert: Im Jahr 2017 erwarb die „Immo Froschberg GmbH“ die letzten beiden Grundstücke und fällte an der Grundstücksgrenze dutzende Bäume – auch 21 Bäume die der Stadt Linz gehörten. Auch letztes Jahr wurden wieder Bäume gefällt und eine „Zufahrt“ zum Grundstück in die Wiese gebaut. Die Wiederaufforstung wird in solchen Fällen vorgeschrieben. Die Wiederaufforstung mit drei vertrockneten Bäumen lässt allerdings mehr als zu Wünschen übrig – auch die Zufahrt muss rückgebaut werden, dies ist jedoch noch immer nicht umgesetzt. Die „Linzer Baumrettungsinitiative“ brachte hier ein Banner mit der Aufschrift „Baulandspekulation? In wertvoller Grünlandwidmung“ an.



Es ist ganz offensichtlich, dass es den Herrschenden weder um „lebenswertes“ noch um „leistbares“ Wohnen geht – es geht ganz offensichtlich auch nicht um Umweltschutz, oder einen Betrag zum Schutz von Klima und Natur. Es geht auch nicht darum die Anwohner bei entstandenen Schäden durch Bauvorhaben zu schützen. Es ist glasklar ersichtlich, dass hier die Gewinne und Interessen von Banken und Konzernen an erster Stelle stehen, auch bei den zuständigen Politikern. Daher ist es umso wichtiger, dass die Bevölkerung ihre Naherholungsgebiete selbst verteidigt, schützt und sich dafür zusammenschließt. Bereits jetzt haben sich unterschiedliche Initiativen gebildet und auch die Vergangenheit hat gezeigt: gemeinsam kann viel erreicht werden.



Bildquellen:

Straßenschild Froschberg - Kiwi63 - CC-BY-SA-4.0

Karte Linz / Froschberg - Linie29 - CC-BY-3.0-AT

Tunnelbau donaubrücke a 26 westring - Mike wolf.at - CC-BY-SA-4.0

Klaus.Luger.Winklerwald.muss.Wald.bleiben - Alex.Froschberg - CC BY-SA 3.0

Winklerwald, von Osten gesehen, Rechts der Kinderspielplatz - Benutzer:Wirthi - CC BY-SA 3.0




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