Die KV-Verhandlungen bei den Fahrradboten scheinen nach mittlerweile 6 Runden still zu stehen. Die Konzernchefs bieten lächerliche 5,85%, die Gewerkschaft Vida fordert 8,7% und rief erneut zu einem Warnstreik auf. Einen neuen Gesprächstermin gibt es laut Gewerkschaft Vida derzeit nicht. Der durchschnittliche Verdienst eines Fahrradboten liegt mit 1.430,- Euro netto nur knapp über der Armutsgrenze. Laut offiziellen Medien soll auch in Wien, Innsbruck, Klagenfurt, Graz und Linz gestreikt werden.
Journalisten in Linz haben sich die Lage vor Ort angesehen. Beim Eintreffen vor der Lieferando-Zentrale in Linz standen vier Fahrradboten vor dem Gebäude. Auf die Frage wie die Lage sei und ob der Streik schon begonnen hätte, wurde von einem zögerlich mit den Worten „ja – aber es streiken nicht alle“ geantwortet. Zudem wurde betont, dass die „Chefs vor Ort“ auch nichts ausrichten könnten, da alles von oben geregelt wird. „Der kleine kann eh nichts machen, denn dann kommen schon die nächsten und nehmen gleich den Platz ein“.
Ein in der Nähe stehender Mitarbeiter hat das Gespräch kurz mitbekommen und ging in die Zentrale um zwei Vorgesetzte zu holen. Auf die Fragen wie die Verhandlungen laufen und wie es mit den Streiks gerade aussieht, antwortete ein Vorgesetzter, dass in Linz nicht gestreikt wird, denn es würden landesweit Kapazitäten fehlen!
Auf die Frage, was das denn heißen würde, dass es keine Kapazitäten gibt und ob es nicht einmal Betriebsversammlungen geben würde, wurde nicht mehr geantwortet, sondern lediglich auf die Telefonnummer für Pressefragen hingewiesen. Anschließend sind die Vorgesetzten wieder in die Zentrale gegangen.
Die umstehenden Fahrradboten waren sehr verwundert, denn diese hatten nicht gewusst, dass gar nicht gestreikt wird. Die Gewerkschaftsführung lässt die Beschäftigten im gerechtfertigten Arbeitskampf völlig im Regen stehen! Offensichtlich wurden auch keine geeignete Vorbereitungen zur Solidarisierung unter den Kollegen und Mobilisierung für den Arbeitskampf geleistet. Wo waren denn die Vertreter der Gewerkschaft, die „wertschätzenden Lohn“ für die Fahrradboten fordern? In Linz wurde neuerlich nicht gestreikt, obwohl seitens der Gewerkschaft immer wieder Warnstreiks angekündigt wurden.
Solidarität mit dem Lohn- und Arbeitskampf auch in dieser Branche!
Wir berichteten bereits im März über die laufenden KV-Verhandlungen und Arbeitskämpfe:
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