(Korrespondenz aus dem Betrieb)
Nachdem in der vierten Runde der KV-Verhandlungen für Fahrradbotendienste noch nicht einmal eine angemessene Inflationsanpassung akzeptiert wurde (5,8% statt 8,7%), kam es am Donnerstag dem 7.3. zwischen 13:00 und 15:00 zum Warnstreik.
Die größten Unternehmer der Branche, die Essenszustellservices Lieferando und Foodora (sie hängen über den globalen Mutterkonzern Delivery Hero zusammen) haben am Verhandlungstisch aber gar nie erst Platz genommen. Schon in der Vergangenheit haben sie die Gründung von österreichischen Betriebsräten versucht zu blockieren oder anzufechten. Am 1. Februar verweigerte nun Foodora dem Betriebsrat und Gewerkschaftsvertretern den Zutritt zum Unternehmen. Im Betriebsratsbüro sollte – fristgerecht angekündigt – eine Online-Betriebsversammlung stattfinden um die Belegschaft über die KV-Verhandlungen zu informieren. (1)
Neue Kollektivverträge für alle!
Foodora scheint auf dem Standpunkt zu stehen, dass österreichische Kollektivverträge nicht für alle ihre Fahrer gelten, da sie die sogenannten „Freien Dienstnehmer“ (90% der Foodora-Boten) formell nicht alle als Arbeiter angestellt haben. Mit über 1.000 regulär Beschäftigten gilt Lieferando, das von Amsterdam aus verwaltet wird (Just Eat Takeaway) in Österreich als das größte Unternehmen der Branche. In den Verträgen von 2022 argumentierte Lieferando noch damit, dass der vereinbarte Stundenlohn von 10 Euro brutto über dem Kollektivvertrag liege. Doch der Kollektivvertrag wurde letztes Jahr auf 10 Euro erhöht. Die durchschnittlichen Preise sind seit dem aber bereits wieder um mindestens 8,7 % gestiegen!
Lohnraub am helllichten Tag!
Die anderen Unternehmen der Branche und die WKO erschienen zwar zeitweise am Verhandlungstisch, sie wollten die volle Lohnanpassung bisher aber nicht zahlen. Im Gegenteil drohten sie zuletzt noch mit der Kürzung von Zuschlägen. Am 16. Jänner veranstalteten zwei Dutzend Fahrer von Lieferando und Foodora eine gemeinsame Protestaktion auf dem Innsbrucker Marktplatz für eine gerechte Lohnanpassung. Foodora veranstaltete in Konkurrenz dazu zur selben Zeit eine Pizzaparty. Die Foodora-Fahrer, die dennoch an der Kundgebung teilnahmen, erhielten bald danach ihre Kündigung! (2)
Die beiden Großunternehmen legen viel Wert auf ihr Image und geben ihr Geld offenbar lieber für Werbung aus als für ihre Fahrer. Sie glauben den Lohnraub im Zuge der Teuerung vertuschen zu können. Deshalb tragen wir das auf die Straße!
(1) Foodora-Betriebsversammlung und Betriebsrat ausgesperrt. Artikel auf Vida hompage vom 2.2.2024.
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Was sind Korrespondenzen?
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