(Korrespondenz aus dem Betrieb)
Vom 1. bis zum 15. Mai ist das Wiener Riesenrad orange verkleidet, um Bewusstsein für das Essenslieferservice Lieferando zu schaffen. „Wenn es um's Essen geht, lässt Lieferando keine Wünsche offen.“ (1) Allerdings macht Lieferando kein Essen, sondern den Transport. An sich ist es eine schöne Sache Essen zu den Menschen zu bringen. Für die kulinarische Vielfalt sorgen die Wiener Küchen und Gastronomien allerdings ganz alleine. Vielleicht ist Lieferando dabei sogar hinderlich, denn unter den vorgeschlagenen Restaurants auf der Homepage ist McDonald‘s mehrfach und weit oben dabei. McDonald‘s ist nicht das einzige solcher Franchise das fixer Bestandteil des Alltags eines Lieferandofahrers ist. Die „Verwöhnung“ besteht häufig darin, dass sich die Kundinnen und Kunden, ganz individuell den McDonald‘s mit der besten Bewertung aussuchen dürfen, selbst wenn drei andere einen kürzeren Lieferweg hätten. Ganz so neugierig und experimentierfreudig scheinen die Menschen, die ihr Essen am liebsten in den eigenen vier Wänden genießen, dann doch nicht unbedingt zu sein. Im Kern geht es schließlich darum, dass das Essen verlässlich ankommt.
„Um es gemäß dem Wiener Riesenrad zu sagen, wir [Lieferando] wollen mit unseren Partner:innen hoch hinaus – und da sind wir guter Dinge.“ (2) Doch müssen wir die Pizza wirklich neu erfinden? Mit Blattgold wie bei Don‘t call it Pizza? (3) Das größer nicht unbedingt besser bedeutet, das lehrt das mahnende Beispiel des Guinnessbuch der Rekorde. (3)
Wer in Wien ein paar Schritte vor die Tür macht, wird in fast allen Vierteln ein ziemlich breites Angebot von am Boden gebliebener Küchen finden, die zwischen Coronaeinbußen, Inflation und Liefergebühren alle Schwierigkeiten haben offen zu bleiben. Wie der „Wettbewerb“ zwischen verschiedenen McDonald‘s oder den Oligopolen Lieferando, Foodora und Co. dabei helfen soll das Essen effizient zu den Menschen zu bringen ist kaum verständlich. Der Traum ganz Wien für eine private digitale Lieferplattform zu erobern bedeutet in der Konsequenz, dass jene Konzerne, die über ein großes Werbebudget und einen Markennamen mit weltweitem Wiedererkennungswert verfügen, über das Grätzl und lokalen Kleingewerbe drüberfahren anstatt sie den kommunalen Bedürfnissen entsprechend zu organisieren.
(1) justeattakeaway.com: https://www.justeattakeaway.com/newsroom/de-DE/225620-wiener-riesenrad-erstrahlt-in-lieferando-orange
(2) Ebd.
(4) travelbook.de: https://www.travelbook.de/news/die-groesste-pizza-der-welt
Bildquelle: Lieferservice - Bilderwelt68 - Pixabay
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Was sind Korrespondenzen?
Korrespondenzen sind Beiträge aus verschiedenen Teilen der Bevölkerung, sozusagen ein direktes Sprachrohr aus dem Volk. Ihre Gemeinsamkeit ist, dass die jeweiligen Korrespondenten direkt aus ihrem alltäglichen Leben berichten: aus dem Betrieb, dem Viertel, der Familie, der Schule, usw… Als Presse aus dem Volk, drückt die revolutionäre und demokratische Presse nicht nur die Interessen des Großteils der Bevölkerung aus, sondern bindet deren Repräsentantinnen und Repräsentanten auch aktiv ein, gibt ihnen eine Stimme, präsentiert die verschiedenen Meinungen und Ideen aus den Massen um sie miteinander vergleichen zu können und in Diskussion treten zu lassen. Daher finden in der Roten Fahne die Arbeiterinnen und Arbeiter, Stimmen der Jugend- und Frauenbewegung, der Studierenden, der Gewerkschaftskräfte, der Migrantinnen und Migranten ebenso wie der kleinen Selbstständigen und Gewerbetreibenden, Stimmen aus Stadt und Land, eine Plattform und ein Organ. Die Korrespondenten sind keine Redaktionsmitglieder, weshalb sie auch nicht im engeren Sinne an die Blattlinie gebunden sind, sondern “ihre Stimme” zum Ausdruck bringen.
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