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NÖ: Gesundheitsversorgung nur noch gegen Bezahlung?

Aktualisiert: 14. März 2023



Wer in Niederösterreich einen Kinderarzt oder einen Facharzt für Augen- oder Hautheilkunde sucht, muss entweder tief in die Tasche greifen und zu einem Privatarzt gehen, oder mit einer sehr weiten Anfahrt rechnen. Dieses Problem ist keineswegs auf die ländlichen Gebiete Niederösterreichs beschränkt, es zieht sich quer durchs Land, denn auch die Städte Wr. Neustadt, St. Pölten oder Tulln sind betroffen.


Im europäischen Vergleich ist die Ärztedichte mit rund 48.700 praktizierenden Ärzten (Stand 2021) in Österreich am größten, stellt also das beste Verhältnis zwischen Ärzten und Einwohnern dar. Etwa 526 Ärzte kamen 2021 auf 100.000 Einwohner. In Norwegen, im europäischen Vergleich auf Platz zwei, sind es etwa 497 Ärzte auf 100.000 Einwohner. Bei Darstellung der Absolutzahlen könnte man den Eindruck gewinnen: Wer ärztliche Hilfe benötigt, wird sie auch bekommen. Die Frage ist nur zu welchem Preis und wie schnell, denn die Ärzte haben nicht alle Kassenverträge, die Ordinationen sind nicht gleichmäßig über das Land verteilt, nicht alle Fachrichtungen sind abgedeckt und viele Ärzte arbeiten in Krankenhäusern und nicht in Ordinationen. Es gibt also einen Ärztemangel, den die Bevölkerung zu spüren bekommt.


Genauer gesagt sind in Niederösterreich derzeit 29 Kassenstellen bei den Allgemeinmedizinern und 24 Kassenstellen bei den Fachärzten vakant. In St. Pölten wurde eine offene Kinderarztstelle über 70-mal (!) ausgeschrieben, die schließlich Ende September 2022 besetzt werden konnte. In Tulln gibt es dreizehn Kinder-Wahlärzte, jedoch nur drei Kinderärzte mit Kassenvertrag. In Wr. Neustadt kommen auf einen Kinderarzt mit Kassenvertrag 6.400 Patienten, auf einen Gynäkologen mit Kassenvertrag etwa 8.000 Frauen und auf einen Lungenfacharzt unglaubliche 63.000 Patienten. Braucht jemand akut Hilfe, muss er auf Wahlärzte ausweichen und zahlen. Wer sich diese Kosten nicht leisten kann, muss warten oder auf die Untersuchung oder Behandlung verzichten und dabei seine Gesundheit aufs Spiel setzen.


Dass unser Gesundheitssystem systematisch und schon seit langem „zu Tode gespart“ wird ist nichts neues, jedoch zeigen sich die Auswirkungen immer stärker und intensiver. Durch diese dramatischen Einsparungen leiden nicht nur die Patienten, sondern auch die Beschäftigten im Gesundheitsbereich.


Wir brauchen ein Gesundheitssystem, welches für alle Menschen zugänglich ist, ein Gesundheitssystem, bei dem die Menschen für ihre Gesundheit nicht extra bezahlen müssen. Ein Gesundheitssystem wo jeder die Behandlung und Untersuchung bekommt, die benötigt wird, ohne lange Wartezeiten, ohne lange Anfahrten und ohne zusätzliche Bezahlung. Es braucht ein Gesundheitssystem im Dienste des Volkes und nicht eine zunehmende Privatisierung und Leistungskürzung.





Bildquelle: Untersuchung - Sevment - Pixabay

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