Steigende Preise: ein viel diskutiertes Thema. Verfolgt man die bürgerlichen Medien, schwappt eine unabwendbare Welle an Teuerungen über uns. Die Ursache: „Putins Krieg“ - dagegen gelte es nun an der Sparschraube zu drehen.
Viele kennen die Zahlen, noch mehr kennen die Rechnungen, welche nun durch erhöhte Preise die Haushaltseinkommen überschreiten. Mehr als 91% der Haushalte müssen ihre Ausgaben einschränken, 38% sogar massiv. Der „Energie-Gutschein“ der Regierung, der mit einem Einmalbetrag von 150 Euro (!) die schwierige Lage abfedern soll, ist für 40% der Haushalte erst nächstes Jahr gültig. Die jüngsten KV-Abschlüsse wurden alle unter der Inflationsgrenze abgeschlossen. Die Lösung? Sparen. So übertrumpfen sich die Medien der Monopolpresse derzeit mit guten „Tipps“, wie im Alltag eingespart werden könne. Die Zeitung „Oe24“ rechnete den Lesern vor, wie sie pro Jahr 7.300 Euro einsparen könnten: Statt Saft oder Kracherl solle man lieber Wasser trinken, statt hochwertiger und gesunder Lebensmittel lieber auf Billigstmarken zurückgreifen, statt Kaffee im Gasthaus lieber Kaffee zu Hause trinken, oder auch „Geschenke selber basteln“, statt welche zu kaufen. Ein schlechter Scherz? Nein. Alle Weichen werden gelegt, um die Bevölkerung dazu zu motivieren sich auf massive Verschlechterungen einzustellen und das auch noch aus „Überzeugung“, denn es wäre ja ein Beitrag im „Krieg gegen Putin“. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen formulierte es so: „Frieren für den Frieden“ sei jetzt angesagt, der ehemalige deutsche Bundespräsident Joachim Gauck meinte sogar „Frieren für die Freiheit“.
Während die Bevölkerung sich mit „frieren“ und „sparen“ zufrieden geben soll, versinken die Herrschenden weiter in Korruption (siehe neue Korruptionsskandale), erfreuen sich spießig-moralischer Benefiz-Veranstaltungen für „Frieden“ und wenn es nicht so gut läuft setzen sie sich in die Privatwirtschaft ab (Kurz, Köstinger und Co.). Auf der Seite der „Guten“ zu stehen, also auf Seiten der NATO, USA und EU, sei das Gebot der Stunde und dafür müsse eben jeder seines dazu beitragen: Die Arbeiter und das Volk sollen sparen, während die Herrschenden weiter für den Krieg rüsten. Es geraten sogar jene „abweichenden" Meinungen, dass die Lieferung schwerer Waffen den Krieg weiter anheizen würde, unter massiven Beschuss. Insgesamt ein riesiger Haufen an Lügen, Kriegspropaganda und moralistische Inszenierung – dem jedoch immer mehr misstrauen und die darunterliegende Wahrheit ausgraben wollen.
Wir befinden uns weder im Krieg um die Verteidigung von „Menschenrechten", noch in einem „Befreiungskrieg“ der Ukraine. Wir befinden uns in einer Krise des kapitalistischen Systems, einem Kampf um die Neuverteilung in Osteuropa und insbesondere der Ukraine. Dieser Krieg und Streit der Großmächte wird auf dem Rücken der Völker ausgetragen, aber das versuchen die Herrschenden durch eine moralische Kriegskampagne zu verschleiern. Der Druck auf die Bevölkerung steigt, sich gegen Kriegstreiberei und NATO zu stellen wird als „unsolidarisch“ hingestellt. Dem steigenden Unmut und Zorn in der Bevölkerung gegen die Hetze und Aufrüstung muss Ausdruck verschafft werden, durch Zusammenschluss, gemeinsame Aktivität und Widerstand. Ebenso wie die zunehmenden Verschlechterungen, Preissteigerungen und Einsparungen nur durch den Druck „von unten“ bekämpft werden können.
Im letzten Monat sind zwei Größen der österreichischen Kultur von uns gegangen, Kurt Ostbahn (Willi Resetarits), und Hermann Nitsch. Diese können uns auch jetzt durch genau jenen Charakter, der sie zu dem machte, was Hunderttausende beeinflusste, hilfreich sein. Hermann Nitsch, ein Vorkämpfer der Aktionskunst und „Bürgerschreck“ meinte: „Ich habe schon als Kind gelernt, die Politik zu verachten. Alle waren sie Schwindler. Sie wollten nur ihre Geschäftsinteressen durchsetzen, die Menschen beherrschen und ausbeuten. Bis heute ist das leider so geblieben.“ Er schlussfolgerte daraus seinen eigenen Weg zu gehen und all jenes zu missachten, das von „naturgegeben“ und „unveränderbar“ spricht: „Die Angepassten sind die Schlimmsten“. Dr. Kurt Ostbahn, der burgernlandkroatische Favoritner Rockstar, formulierte jenen Satz, der viele über Jahrzehnte begleitete: „Seid‘s vuasichtig und losst‘s eich nix gfoin!“ Diese Erinnerungen sollen nicht als nostalgischer Wert, sondern als Ausdruck hochaktueller und notwendiger Bedürfnisse der Unterdrückten und Ausgebeuteten verstanden werden.
Bildquelle: Gas stove by Ivan Radic, CC BY 2.0
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