Der „Maya-Zug“ ist ein Prestigeprojekt der Herrschenden Mexikos. Dahinter verbirgt sich jedoch ein Millionengrab für Steuergelder, das dem Profit von imperialistischen Monopolen dient und für die Bevölkerung vollkommen nutzlos ist. Der Name dieses „Megaprojekts“ ist zynisch und irreführend. Landraub und Vergiftung von Grundwasser gehen mit Repression durch die Armee Hand in Hand.
Der geplante Zug soll eine Schienenstrecke von 1.500 km befahren, die kreisförmig um die Halbinsel Yucatán verlaufen wird. Mit 160 km/h soll der Hochgeschwindigkeitszug um die Region herum donnern. Schon jetzt ist klar, dass die Baukosten für das Megaprojekt die geplanten 150 Milliarden Pesos (7,4 Milliarden Dollar) um das Zweieinhalbfache übersteigen werden.
Gegen das Projekt hat sich eine starke Protestbewegung entwickelt. In zahlreicher Dörfern organisierten sich die armen Bauern und Ureinwohner durch deren Gebiet die Gleise gebaut werden sollen. Straßenblockaden werden organisiert. Die Bewohner verschiedener Dörfer protestieren, weil ihr Land für den Gleisbau unter Androhung von Gewalt enteignet wurde, und auch weil dadurch große Teile der Umwelt zerstört werden. Laufend werden Gebiete entwaldet, unterirdische Grundwasserzisternen zugeschüttet, um das Gewicht der Züge zu tragen, was die Wasserquellen der Dörfer vergiften oder sogar ganz versiegen lassen könnte. Elf Kilometer des „Maya-Zugs“ werden durch den Dschungel gelegt, gleichzeitig befindet sich gerade in diesem Abschnitt eines der komplexesten und empfindlichsten unterirdischen Höhlensysteme der Welt, das ebenfalls teilweise versiegelt werden soll. Offensichtlich hat sich López Obrador schon auf Protest und Widerstand vorbereitet, indem er den Bau des Projekts dem Militär übertrug. Auch beim Bau des „Interozeanischen Korridors von Isthmo de Tehuatepec“ werden Gewalt und Terror als gängige Methoden gegen Widerstand eingesetzt. So soll mit dem Maya-Zug eine blutige Schneise durch das Land gezogen werden.
Und wozu das Ganze? Der mexikanische Präsident Andréz Manuel López Obrador will sein Prestigeprojekt vor allem dazu bauen, um den Tourismus zu stärken. Es wird also nicht einmal behauptet, dass das Projekt der Bevölkerung für ihre Mobilität nutzen soll. Der Schienenverkehr in Mexiko, in dem hauptsächlich amerikanisches Kapital steckt, ist größtenteils auf Gütertransport ausgelegt. Es gibt kaum Passagierlinien seitdem die „Ferrocarriles Nacionales de México“ (Nationale Eisenbahn von Mexiko) 1997 eingestellt wurde, ausgenommen einen Pendlerzug, der die Hauptstadt mit dem umliegenden Bundesland verbindet. Wo es Passagierzüge gibt, sind diese insgesamt vor allem auf den Tourismus ausgelegt. So auch der „Maya-Zug“, der die großen Kulturstätten der Maya leicht bereisbar machen soll. Für die Bevölkerung jedoch, von der in der Region viele selbst der Maya-Nationalität angehören, ist es aber nutzlos und zudem eine Verhöhnung.
Wird die Bevölkerung etwas Gutes aus diesem Megaprojekt schöpfen? Es ist jetzt schon klar, dass die ausländischen Investoren den ganzen Profit aus dem Projekt abschöpfen werden, vor allem das französische Zugunternehmen Alstrom, dem die Werke gehören in denen die Wägen für den „Maya-Zug“ gebaut werden. Das Volk in Mexiko bezahlt durch die Steuern, die ihm vom Staat abgepresst wurden, den Bau - die Imperialisten kassieren den Profit. Das revolutionäre Magazin „murialperiodico“ erklärt: „Dieses Beispiel hilft uns, das Phänomen des bürokratischen Kapitalismus in den unterdrückten Ländern zu verstehen, weil unter der Dominanz des Imperialismus die Linie der Entwicklung die der industriellen Produktion folgt darauf abzielt, ihre Kräfte zu bemühen im Sinn des imperialistischen Kapitals, während die Teilhabe der unterdrückten Länder am Handel reduziert wird. Anders ausgedrückt: Wissenschaft, Technologie, die Produktionsmittel, die Produktion selbst, Importe und Kapital sind Eigentum des Imperialismus und seines privaten Profits, während die Exporte und die Kommerzialisierung die Aufgabe Mexikos sein werden mit einem Mega-Projekt das den „Maya-Zug“ und den Interozeanischen Korridor mit einem Zugsystem überallhin erweitern werden.“ (1) Die herrschenden Klassen in Mexiko zeigen mit solchen Projekten offen ihre Unterordnung und ihre Rolle als Handlanger gegenüber den Interessen ausländischer Monopole.
Doch auch das mexikanische Volk hat sich auf den Protest vorbereitet, und stützt sich auf die Organisationen und Erfahrungen aus vergangenen Kämpfen. Der „Nationale Indigene Kongress (CNI)“, der aus zahlreichen Kämpfen im Bundesstaat Oaxaca hervorging, hat bereits Kampagnen gegen das Projekt durchgeführt. Diese wird gemeinsam entwickelt mit Kampagnen, wie jener die vergangenes Jahr gegen die Repression gegen die „Strömung des Volkes – Rote Sonne“ ausgerufen wurde (wir berichteten). Die gemeinsame Losung lautet: „Gegen die imperialistischen Mega-Projekte der Plünderung und des Todes, wehrt euch und kämpft!“
(1) Der Artikel des murialperiodico auf spanisch: https://muralperiodico.wordpress.com/2023/07/10/un-tren-afrancesado/
Bildquelle: Mapa_Tren_Maya, Trainspotting34, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0
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