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Israel: Inakzeptabler Missbrauch des Holocaust


Netanjahu bezeichnet die Hamas als die „neuen Nazis“, Israels Delegierte tragen Davidsterne bei UN Versammlung. Offenbar sind „alle Mittel“ gerechtfertigt, für die Legitimierung eines Krieges gegen „menschliche Tiere“ in Palästina.



Weit über die Unterstützer des palästinensischen nationalen Befreiungskampfes hinaus, stoßen die geschmacklosen und inakzeptablen Holocaust-Vergleiche durch die Spitzen des israelischen Staates auf Kritik, Unverständnis und Ablehnung. Als der israelische Botschafter Erdan bei den Vereinten Nationen einen Davidstern trug und einmahnte „was es bedeutet, angesichts des Bösen zu schweigen“ (1), folgte prompt Kritik aus Israel selbst. Der Direktor der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, spricht von einer „Schande sowohl für die Opfer des Holocausts als auch für Israel.“ (2)


Der israelische Historiker und Genozid Forscher Omer Bartov verweist auf die Vorgeschichte, die systematische Vertreibung der Palästinenser und das Apartheitsregime. Zu Netanjahu findet er klare Worte: „Er hat den Wind gesät, den die israelische Gesellschaft nun als den Sturm dieser Katastrophe ernten musste.“ Den Holocaust-Vergleich, sowie die Juden als „ewige Opfer“ darzustellen, die sich „mit allen Mittel“ wehren dürfen, beschreibt er als „falsche, irreführende und ideologisch getriebene Vergleiche“. (3)


Die Rhetorik verschärft sich, es sei der Kampf gegen die „Mächte des Bösen“. Israels Verteidigungsminister Jo’aw Galant geht sogar soweit vom Kampf „gegen menschliche Tiere“ zu reden und legitimiert jegliche Mittel. Das kommt immer gröberen Verstöße gegen das Völkerrecht gleich, Omar Bartov spricht davon, dass Galant für die Anordnung von Kriegsverbrechen vor das Völkerrecht gestellt werden könnte. (3)


Währenddessen spricht Netanjahu von der Hamas als „die neuen Nazis“ und holt sich volle Zustimmung durch den deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz: „Israel hat jedes Recht, sich selbst zu verteidigen“, ohne Einschränkung oder Verweis auf das Völkerrecht. (4)


Der Angriff der Hamas wird mit dem Holocaust verglichen, einzig und alleine um Genozid an und Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung zu rechtfertigen. Neben dem Fakt, dass dieser Vergleich den Holocaust, die systematische industrielle Massenvernichtung von Juden durch den deutschen Faschismus, der in seiner Grausamkeit bisher unübertroffen bleibt, enorm abmindert, dient er dazu von den eigenen Verbrechen des Genozides abzulenken! Kein Wunder, dass dies gerade unter den Herrschenden Deutschlands, die erneut einen zunehmend aggressiveren Kurs einschlagen, auf Zuspruch stößt. „Nie mehr wieder“, wie es der israelische Botschafter Erdan auf dem Davidstern trug, wird heute zum Kriegsgeheul der Herrschenden, gegen die unterdrückten Völker und Nationen Vorderasiens benutzt. Und „Nie mehr wieder“ wird auch zum Angriff auf das Demonstrationsrecht und das Recht auf freie Meinungsäußerung in Österreich genutzt.


Allgemein entspricht das einer äußerst alarmierenden Tendenz: der „Westen“ wäscht sich rein, der neue Sündenbock, das neue Feindbild, welches über die letzten Jahrzehnte (5) mit allen Mitteln geschaffen wurde, ist „das Böse“, sind die „menschlichen Tiere“ der muslimischen und arabischen Bevölkerungen. Ihnen gegenüber herrscht eine Politik der Vertreibung bis zum Genozid, eine Politik der Brandmarkung, Sippenhaft und Kollektivstrafen, Diskriminierung und des Rassismus. Und zu Recht stellt sich die Frage, wer hier die sogenannten „neuen Faschisten“ sind!






Quellen:

(1) Tagesspiegel: www.tagesspiegel.de, Kritik an der Aktion auch aus Israel, 31.10.2023

(2) ZDF: www.zdf.de, Scharfe Kritik an Israels UN-Botschafter, 31.10.2023

(3) Frankfurter Rundschau: www.fr.de, Genozidforscher zu Hamas-Attacke: „Netanjahu hat den Wind gesät“, 17.10.23

(4) Tiroler Tageszeitung: www.tt.com, Bei Treffen mit deutschem Kanzler: Netanjahu vergleicht Hamas-Verbrechen mit Holocaust, 17.10.2023

(5) Schon 2001 spricht der ehemalige Vizechef des Geheimdienstes und damals Stellvertretender Polizeimister Jerusalems, Gideon Esra, davon Selbstmordattentäter dadurch abzuschrecken, ihre ganzen Familien „auszulöschen“, außerdem sollten deren Leichnam mit Blut von Schweinen beerdigt werden, „als Zeichen der Verachtung“. Im Juli 2002 bewilligte der Oberste Gerichtshof Israels die Deportation von Familienangehörigen von Terrorverdächtigen aus dem Westjordanland in den Gazastreifen. (www.spiegel.de: Pizza, Pernod und Panik, 9.9.2001; www.faz.net: Israels Gerichtshof erlaubt Sippenhaft, 3.9.2002)


Bildquelle: Gedenkstätte Dachau - Nie wieder - Treck08 - CC BY-SA 4.0 DEED

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