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Elektro-KV ohne Streik abgeschlossen!

(Korrespondenz aus dem Betrieb)




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Nach langem hin und her, vier erfolglosen Verhandlungsrunden und einem „angekündigten“ und dann doch nicht abgehaltenem Streik, hat man nach der fünften Verhandlung in der Elektro- Elektronikindustrie abgeschlossen. Das Ergebnis: 3 Prozent mehr bei Löhnen, Zulagen und Gehälter.  Jedoch wurde die Ist-Erhöhung mit nur 2,75 Prozent erhöht und mit 115 Euro gedeckelt, das entspricht einer durchschnittliche Erhöhung von nur 2,15 Prozent.


Auch bei diesen Verhandlungen klopft sich die Gewerkschaftsführung fleißig auf die Schulter und feiert den Abschluss als Sieg und „guten Kompromiss“ für uns Arbeiter - lag das  Angebot der Arbeitgeber doch bei 0 – 1,5 Prozent! Frechheit und Dreistigkeit von beiden Seiten!


Nicht nur, dass für „wirtschaftsschwache“ Unternehmen eine Rezessionsklausel eingebaut wurde, die besagt dass langfristig 50 Prozent der Ist-Erhöhung reduziert werden können, nein, auch dass die restlichen 50 Prozent in einer Einmalzahlung oder in einer sogenannten „Freizeitoption“, welche auf fünf Jahre verlängert wurde, abgegolten werden können…

Was soll das? Ist das die „Erleichterung“ für die sechste Urlaubswoche von der die Gewerkschaftsführung spricht? (Ein Beispiel: bei der Firma KEBA, in Linz/OÖ, hat man eine Woche mehr Urlaub, wenn man einmalig auf 2 Prozent Erhöhung des Kollektivvertrags verzichtet. Dies nennt sich dann Freizeitoption!)


Man muss hierbei auch betonen, dass zur Zeit massiv an staatlichen Förderungen für die Elektro- und Elektronikindustrie ausgeschüttet wird – nämlich an ca. 80 Prozent der Unternehmen die Waren exportieren. Es ist der drittgrößte Industriezweig in Österreich mit 84 Prozent Exportquote.


Schon die vergangen KV-Verhandlungen der letzten Monate bzw. Jahre haben gezeigt, wie der Gewerkschaftsapparat bzw. die Gewerkschaftsführung funktioniert und, auf wessen Seite sie schlussendlich stehen. Wenn man auf die Vergangenheit zurückblickt, merkte man recht schnell, dass wir Arbeiter sehr wohl wissen was Arbeitskampf bedeutet – zum Beispiel durch das Mittel des Streiks.


Im Jahr 2023 etwa waren es die Arbeiter (im Handel) selbst, die diese Maßnahme ergriffen hatten,  man sie aber durch die Gewerkschaftsführung, mit sogenannte Einmalzahlungen und „schlechtes“ Gewissen, niedergedrückt und abgespeist hat. Hatte die Gewerkschaft doch selbst dazu mobilisiert - wenn man es so betrachtet ein gutes Mittel: bevor die Arbeiter sich selbst organisieren und womöglich streiken, mobilisiert und ruft die Gewerkschaftsführung selbst dazu auf um dann schlussendlich komplett unterirdische Verträge abzuschließen um den Kampf gar nicht erst entstehen zu lassen, diesen aber als solches zu verkaufen! Eine Sauerei!


Was hier und bei all den anderen Verhandlungen zu sehen ist:

Es wird nach wie vor vermittelt, dass die Frage von Lohn und Arbeitsrecht einzig und allein am sogenannten „Verhandlertisch“ der Sozialpartnerschaft entschieden werden könnte und genau das stimmt NICHT!


Warum werden Streikbeschlüsse ignoriert? Streik ist ein legitimes Mittel um unsere Interessen zu  erstreiten! Warum wird die Lohn„erhöhung“ unter der Inflation abgeschlossen? Wie sollen wir sonst mit den Teuerungen bei Lebensmitteln, Miete, Strom und Heizung usw. zurecht kommen!? Warum gibt es Rezessionsklauseln? Wozu denn der Kollektivvertrag, wenn sich dann niemand daran halten muss!? Warum keine sechste Urlaubswoche? Wieso wird hier mit einem neuen Wort der sogenannten „Freizeitoption“ umhergeworfen?!


Nicht nur bei der letzten Flyeraktion (bei KEBA) in Linz/OÖ zu den KV-Verhandlungen der Elektro- und Elektronikindustrie war einerseits zu sehen und zu hören wie angefressen und frustriert die Arbeiterschaft gegenüber der Gewerkschaftsführung ist. Andererseits war aber auch deutlich zu sehen, wie kampf- und streikbereit die Arbeiter gewesen wären um für die gerechten Forderungen, unter anderem für einen Lohn der zum Leben reicht, zu kämpfen! „Ich hoffe wir streiken“ war die häufigste Aussage! Auch bei diversen Zeitungsartikeln dazu ist in den Kommentarspalten im nachhinein zu lesen: „Der Abschluss ist viel zu niedrig“ – „Frechheit“ – „Man hätte streiken sollen“ – „Bei dem Abschluss werden einige beginnen zu fragen, wofür sie noch Gewerkschaftsbeitrag zahlen“ – „Wiederum Lohnkürzung bei denen die wirklich was leisten. Hauptsache: Dividenden an die Gierigen“ ..…


Schlussfolgernd ist nur eines zu sagen: Wie müssen selbst für unsere Interessen und Anliegen kämpfen also: Organisiert euch – wehrt euch – kämpft!

 

 


Bildquelle: Tech - Zan Lazarevic - unsplah


 

 


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Was sind Korrespondenzen?

 

Korrespondenzen sind Beiträge aus verschiedenen Teilen der Bevölkerung, sozusagen ein direktes Sprachrohr aus dem Volk. Ihre Gemeinsamkeit ist, dass die jeweiligen Korrespondenten direkt aus ihrem alltäglichen Leben berichten: aus dem Betrieb, dem Viertel, der Familie, der Schule, usw. …  Als Presse aus dem Volk, drückt die revolutionäre und demokratische Presse nicht nur die Interessen des Großteils der Bevölkerung aus, sondern bindet deren Repräsentantinnen und Repräsentanten auch aktiv ein, gibt ihnen eine Stimme, präsentiert die verschiedenen Meinungen und Ideen aus den Massen um sie miteinander vergleichen zu können und in Diskussion treten zu lassen. Daher finden in der Roten Fahne die Arbeiterinnen und Arbeiter, Stimmen der Jugend- und Frauenbewegung, der Studierenden, der Gewerkschaftskräfte, der Migrantinnen und Migranten ebenso wie der kleinen Selbstständigen und Gewerbetreibenden, Stimmen aus Stadt und Land, eine Plattform und ein Organ. Die Korrespondenten sind keine Redaktionsmitglieder, weshalb sie auch nicht im engeren Sinne an die Blattlinie gebunden sind, sondern “ihre Stimme” zum Ausdruck bringen.



Wie kann man Korrespondent der Roten Fahne werden?

 

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