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Editorial: Prometheus und das Weihnachtslicht.



Die Spitzen der katholischen Kirche haben mit einem „frohen Weihnachten“ für die Bevölkerung genauso wenig zu tun wie die Spitzen aus Politik und Unternehmerschaft. Das „Weihnachtslicht“ wie es erstere predigen gilt meist nur für wenige, vor allem für jene die es sich leisten können. Hier möchten wir auf eine andere Geschichte eingehen: Prometheus, der den Menschen das „Licht“, das Feuer brachte.


Prometheus, Gott aus der griechischen Mythologie, ließ sich an den Felsen ketten, um den Menschen zu dienen. Er ließ sich auch nicht vom Göttervater Zeus bestechen: „Lass an den Felsen wieder mich schmieden, oder ich wende mich weg deinem Himmel hinab in die Reihen der Sterblichen, unermüdlich ihr Bestes zu bilden, sie dienen zu lehren dem heiligen Feuer, dass sie die Erde zum Himmel machen, den Menschen zum Gotte“, schrieb der Arbeiterdichter Josef Luidpold Stern in seinem Gedicht „Die Rückkehr des Prometheus“. „Die Menschen ihre Götterkraft lehren“, wie Josef Luidpold hervorhob, heißt nichts anderes als den Menschen nicht auf später zu vertrösten, sondern ihn zu lehren seine Geschicke in die eigene Hand zu nehmen, die Welt zu gestalten und zu verändern: das „Licht“, also die Erkenntnis, zu bringen und in der heißen Glut des Feuers eine Welt zu schmieden, in der das Volk bestimmt und an der Macht ist.


Auch wenn diese Glut des Feuers und das „Licht“ im Volk noch schwach ist, sehen wir doch am Ende dieses Jahres 2022 klar und deutlich, dass es Glut und Licht gibt. Es war ein Jahr der Not für viele Teile der Bevölkerung, ein Jahr der Kriegstreiberei der Imperialisten und Mächtigen, aber auch ein Jahr des Widerstands und Kampfes der Unterdrückten und Ausgebeuteten. Hunderttausende gingen Anfang des Jahres auf die Straße, um gegen die Corona-Impfpflicht und antidemokratische Maßnahmen zu protestieren, Tausende gegen Krieg und die Teilnahme Österreichs an Kriegsmaßnahmen. Wir wollen ebenfalls nicht vergessen, dass sich viele gegen die Teuerungen wehrten, und auch im Zuge der KV-Verhandlungen zu Hunderttausenden für Streik gestimmt wurde. Die Eisenbahner stellten mit einem 24-Stunden-Streik klar, dass sie sich nicht mit Lohnkürzungen zufriedengeben würden. Damit zeigten sie nicht nur ihre starke Kraft, sondern auch, dass die Parole „Alle Räder stehen still, wenn unser starker Arm es will“ Realität ist. Alle Theorien, die behaupten, es würde keine Arbeiterklasse mehr geben, werden allein durch solche Beispiele widerlegt. Am 1. Dezember verweigerten Schüler einer berufsbildenden Schule in Kärnten die Teilnahme am Unterricht, da es im Klassenzimmer nur 18 Grad hatte. Dieser Streik der Schüler brachte einen Erfolg und die Klassen werden nun wärmer beheizt. Nicht zuletzt sind vier Hörsäle an österreichischen Universitäten besetzt, unter anderem protestieren die Studenten gegen die Kürzung des Budgets der Uni.


Wir haben gesehen, dass das Jahr viele Umbrüche und Veränderungen mit sich brachte, dass die Herrschenden in der Krise sind und versuchen über Sanktionen, Verarmung, Krieg und Terror ihre Macht zu erhalten und auszudehnen. Die Sanktionspolitik der EU und die Teuerungen haben dazu geführt, dass bis Ende September dieses Jahres, um fast 100 Prozent mehr Insolvenzen zu verzeichnen sind als im Vorjahr. Die Zahl der Pleiten wird bis Ende des Jahres auf 5.000 geschätzt, betroffen sind vor allem Kleinbetriebe, die sich die Kosten nicht mehr leisten können. Damit ist Österreich der europäische Spitzenreiter bei Insolvenzen. Die Monopolkonzerne sind es, die vom Elend und der Armut von Millionen profitieren, und ihre Handlanger in Politik und Staat helfen ihnen dabei. Die Arbeiter, Angestellten, Studierenden und Kleinunternehmer haben kein Interesse an so einer Politik, weshalb sich auch eine neue Initiative, die ADRV (Aktion für demokratische Rechte des Volkes) gegründet hat, um eine starke Einheit gegen Verschlechterungen, Teuerungen, Sozial- und Demokratieabbau zu bilden.


Dieses „Licht“, das wir heute schon sehen, wird dann entflammen, wenn sich die Arbeiter und das Volk eine revolutionäre Organisation schaffen, die nicht nur imstande ist Verschlechterungen abzuwehren, sondern auch Verbesserungen erkämpft und sich gegen die kapitalistische Ausbeuterherrschaft richtet. In der griechischen Mythologie war es Prometheus, der den Menschen die Erkenntnis und das Werkzeug gab, sich selbst zum Gestalter der Welt zu machen. In der Wirklichkeit war es Karl Marx war, dem symbolisch der Name „Prometheus aus Trier“ gegeben wurde. Und es ist dieses Licht, dass die Weihnacht der Menschen erhellen wird!



"Die Rückkehr des Prometheus": Ein Holzschnitt von Otto Rudolf Schatz.

Bildquelle: Rote Fahne Archiv


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