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Die ÖH-Wahl und die Forderung nach einer „digitalisierten Lehre“.


(Korrespondenz aus der Universität)


Die ÖH-Wahl steht erneut bevor und mit ihnen der überflüssige Wahnsinn der Wahlplakate, der die Universitäten in einer Flut aus nichtssagenden Slogans erstickt. Wie immer scheinen sich die Kandidaten in Sphären zu bewegen, die mit der tagtäglichen Realität der großen Mehrheit der Studenten wenig zu tun haben.



Ein Beispiel hierfür ist die Digitalisierung. Alle kandidierenden Listen, hinter denen bis auf Ausnahme der Fachschaftslisten Parlamentsparteien stehen, befürworten die Digitalisierung nahezu ausnahmslos. Sowohl die sogenannten „linken“, als auch die „rechten“ Listen stellen sich nicht nur hinter die Digitalisierung des Studiums, sondern drängen auf eine vollständig digitale Lehre. Die Studierenden werden mit rosigen Worten wie Barrierefreiheit oder Flexibilisierung umworben. Die Flexibilisierung des Studiums soll laut den wahlwerbenden Parteien dazu dienen, Berufstätigkeit und Kindererziehung mit dem Studium zu vereinbaren. Doch wie soll das konkret aussehen? Sollen Studierende zukünftig tagsüber arbeiten und Nachts Vorlesungen via Stream nachholen? Soll jeder zukünftig alleine zu Hause sitzen, anstatt sich an der Universität auszutauschen und Kontakte zu knüpfen, die unabdingbarer Teil eines nachweislich vorteilhaften kollektiven Lernprozesses sind? Und was ist mit Datenschutz und Privatsphäre? Werden dann zukünftig alle Daten, die im Verlauf des Studiums gesammelt werden für kommerzielle Zwecke verkauft, um große Unternehmen zu bereichern? Den Kandidaten der ÖH-Wahl ist dieser Angriff auf die Rechte der Studierenden offensichtlich egal, denn sie stehen fest hinter dem Kurs der Herrschenden, dass die Digitalisierung doch nur Fortschritte bringen würde.


Eine Frage bleibt jedoch: Cui bono? - Wem nützt es? Eine vollständige Digitalisierung würde vor allem den Herrschenden nützen. Dadurch kann im Bildungssystem bequem eingespart werden, und das passiert bereits. Unter dem Deckmantel hybrider Lehre wird jedes Jahr aufs Neue der gleiche Vorlesungsstream aufgewärmt, und gerade letzten Winter wurde die TU für mehrere Wochen zugesperrt und die Studenten in den digitalen Betrieb gezwungen. Außerdem stellt sich die Frage, welcher Typ Mensch an der "schönen neuen digitalen Universität" herangebildet werden soll? Offenbar sollen die Studenten als Vorreiter der flexibilisierten Arbeitswelt herangezogen werden, in der geregelte Arbeitszeiten, Arbeitsrechte und kollektive Interessen zurückgedrängt werden – der Traum aller Ausbeuter. Wir Studenten sollten also nicht auf ein digitales Studium setzten, sondern müssen im Gegenteil einen Kampf für das Recht auf ein freizugängliches, analoges Studium führen. Wir brauchen kein Studium, das noch flexibler ist, sondern ein Studium, das nicht täglich von steigenden Wohn- und Lebensmittelkosten bedrängt wird. Wenn die ÖH jedoch lieber Werbung für die Projekte der Herrschenden macht anstatt für Anliegen der Studierenden, kann es eigentlich niemanden verwundern, dass sich fast niemand an den Wahlurnen blicken lässt – und das ist gut so!




Bildquelle: Onlinekurs, Tumisu, Pixabay freie kommerzielle Nutzung


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Was sind Korrespondenzen?


Korrespondenzen sind Beiträge aus verschiedenen Teilen der Bevölkerung, sozusagen ein direktes Sprachrohr aus dem Volk. Ihre Gemeinsamkeit ist, dass die jeweiligen Korrespondenten direkt aus ihrem alltäglichen Leben berichten: aus dem Betrieb, dem Viertel, der Familie, der Schule, usw… Als Presse aus dem Volk, drückt die revolutionäre und demokratische Presse nicht nur die Interessen des Großteils der Bevölkerung aus, sondern bindet deren Repräsentantinnen und Repräsentanten auch aktiv ein, gibt ihnen eine Stimme, präsentiert die verschiedenen Meinungen und Ideen aus den Massen um sie miteinander vergleichen zu können und in Diskussion treten zu lassen. Daher finden in der Roten Fahne die Arbeiterinnen und Arbeiter, Stimmen der Jugend- und Frauenbewegung, der Studierenden, der Gewerkschaftskräfte, der Migrantinnen und Migranten ebenso wie der kleinen Selbstständigen und Gewerbetreibenden, Stimmen aus Stadt und Land, eine Plattform und ein Organ. Die Korrespondenten sind keine Redaktionsmitglieder, weshalb sie auch nicht im engeren Sinne an die Blattlinie gebunden sind, sondern “ihre Stimme” zum Ausdruck bringen.


Wie kann man Korrespondent der Roten Fahne werden?


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