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Die Freizeitpädagogen wehren sich

Firat Y.

Aktualisiert: 19. Sept. 2023

(Korrespondenz aus dem Betrieb)



„#Die Regierung wird vergehen, Freizeitpädagogik bleibt bestehen!“ - Das war eine der vielen Parolen aus dem Widerstand der Freizeitpädagogen in Wien, die vor dem Sommermonaten vor allem im Mai und Juni aus Wien heraus in ganz Österreich Aktionen und Streiks organisiert haben. Diese trugen einen sehr breiten und starken Charakter, den man in den letzten Jahren vor allem im Bildungsbereich nur selten gesehen hatte.


Geführt von den Freizeitpädagogen und Freizeitpädagoginnen, welche in der BIM (Bildung im Mittelpunkt) beschäftigt sind, kam es zu zahlreichen Aktionen und Arbeitsstreiks in Wien. Die Freizeitpädagogen (FZP), beschäftigt in den Wiener Volksschulen, haben in mehreren Standorten Aktionen gegen die von der Regierung geplanten Gesetzesnovelle, die den Beruf Freizeitpädagogik und damit dessen pädagogischen Inhalt abwerten möchte und stattdessen die sogenannte „Assistenzpädagogik“ einzuführen versucht. So wie der Name schon sagt, soll es in diesem Gesetz darum gehen, den ohnehin schon unterfinanzierten Bildungsbereich, anstatt mit qualitativen Ressourcen zu fördern, weiter zu drangsalieren. Dabei geht es vor allem darum, mit dem Tätigkeitsbereich Assistenzpädagogik, den schon sehr krisenhaften Lehrkraftmangel entgegenzuwirken, in dem man Freizeitpädagoginnen und Freizeitpädagogen, welche die pädagogische Freizeit in den Volksschulen gestalten, als Hilfskräfte des schulischen Fachinhalts in den Volksschulen einzusetzen. Damit will man dem Lehrermangel in den Volksschulen, sowie auch in den Mittelschulen entgegenwirken, in dem Freizeitpädagogen Lernstunden übernehmen, Schulfächer vortragen und sogar auch Hausübungen benoten, etc.


Das alles soll dann mit einer wesentlich kürzeren und auch in pädagogischer Hinsicht äußerst bedenklichen Form erlernt werden. Freizeitpädagogen sollen weitere 15 ECTS in den Pädagogischen Hochschulen absolvieren, welche auch nicht einem Lehramtinhalt entsprechen. Zusätzlich sollen auch mehr Betreuungsstunden durch die Freizeitpädagogen geleistet werden und das bei einem Gehalt von bis zu minus 20 Prozent! Die Überforderungen und schlechten Verhältnisse in dem Bereich sind aber jetzt schon ein Fakt für viele Pädagoginnen und Pädagogen. Die Burnoutrate, sowie der Druck auf Beschäftigte in der Freizeitpädagogik ist jetzt schon wichtiger Grund, weshalb viele Freizeitpädagogen nicht mehr unter diesen Verhältnissen ihren Beruf ausüben wollen.


Am 15.Juni haben die Freizeitpädagogen im Rahmen des Bildungsaktionstages, der auch von einem gewissen Teil des Lehrpersonals unterstützt wurde, ihren ersten Ganztagsstreik organisiert. In den folgenden Tagen wurden mehrere Schulstandorte bestreikt. Das Hauptmerkmal der Aktionen und Streiks in Wien war, dass sie von der breiten Basis der Beschäftigten getragen wurde nicht nur seitens des Betriebsrats, sondern vor allem durch ein breites Aktionskomitee von den Pädagogen selbst. Mit der Teilnahme von über 2.000 beschäftigte der BIM, wo gesamt rund 2.200 Freizeitpädagogen beschäftigt sind, wurden Aktionen und Streiks organisiert. Bei Umfragen, welche das Aktionskomitee mit der überwiegenden Mehrheit der FZP durchgeführt hat, kam vor allem ein sehr wichtiges Resultat zum Ausdruck.


„Der Zusammenhalt und Kampfwille hat uns gezeigt, dass wir organisiert etwas erreichen können“. Diese und ähnliche Anmerkungen waren in den Umfragen nach den Aktionen und Streiks sehr oft zu lesen. Bemerkenswert war aber auch vor allem die Position und Stellung der bürgerlichen Parteien, die jetzt in der Opposition sind. Allen voran die Sozialdemokratie mit Babler und Co. versuchten die Aktionen und Streiks im Großen und Ganzen für ihre eigene Wahlvorbereitung politisch zu instrumentalisieren. Die Teilnahme Bablers am Aktionstag, oder auch die Teilnahme von Bezirksräten der Sozialdemokratie in Aktionen und Streiks, zeigt eigentlich wie verlogen die Sozialdemokratie in der Opposition agiert. Bewusst muss gesagt werden, dass die Aktionen der Freizeitpädagogen nicht mit Ankündigung des Gesetzesentwurfs der Regierung begannen, sondern eine längere Geschichte hinter sich haben. Die Aktionen und Organisierungsbasis der Beschäftigten der BIM hatte vor allem schon vor den Pandemiegesetzen begonnen. Die Stadt Wien ist sozusagen eine Trägerfirma der BIM. Das heißt, die Firma „Bildung im Mittelpunkt“, wird von der Stadt Wien finanziert. Jedoch lagen die Zustände schon immer großteils an der Stadt Wien und der Sozialdemokratie, welche die Stadtregierung führt, weshalb die Freizeitpädagogen vor allem für ihre Rechte und den Ausbau des Bereiches Widerstand leisten. Die Unterfinanzierung, schlechte Arbeitsbedingungen, schlechte Ressourcen und Budget für die Wiener Volksschulen ist ein Fundament der Sozialdemokratie bzw. der Stadt Wien. Aus diesem Grund ist es auch für viele FZP nicht glaubwürdig, wenn die Sozialdemokratie jetzt so tut, als wäre sie auf der Seite der Beschäftigten.


In der konkreten aktuellen Phase führt die Bundesregierung Verhandlungen mit den Betriebsräten der Freizeitpädagogik in Österreich, sowie auch mit Vertretung der GPA. In dem Bereich ist noch mit einer längeren Widerstandsphase zu rechnen, in dem vor allem zwei Wichtige Parolen den Kampf der Freizeitpädagoginnen zum Ausdruck bringen:

#Streik in der Schule, Streik im Betrieb! Das ist unsre Antwort auf eure Politik!

#Die Regierung wird vergehen, Freizeitpädagogik bleibt bestehen!





Bildquelle: Betriebsrat Bildung im Mittelpunkt



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