Brasilien: blutige Angriffe gegen die revolutionäre Bauernbewegung
- Hannes L.
- vor 3 Stunden
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Das Massaker vom 28. Oktober (wir berichteten: Brasilien: Massaker in Favelas als neuer Höhepunkt im Krieg gegen das Volk) hat zuletzt den Krieg gegen das Volk in Brasilien wieder aufs Tapet der internationalen Monopolmedien gebracht. Der „niederschwelligen Krieg“ jedoch, der tagtäglich gegen das Volk geführt wird, ist für die imperialistischen Medien nicht von Interesse und keine Schlagzeile wert. Teil dieses Kriegs ist auch eine mörderische Kampagne gegen die revolutionäre Bauernbewegung, die im letzten Monat im Bundesstaat Rondonia losgetreten wurde.
14. November: ein Ermordeter, 20 Verhaftete
Unter dem Namen „Operation Godos“ fand Anfang November ein schwerer Angriff der Militärpolizei und der Staatsanwaltschaft gegen eine Siedlung von Bauern in der Region Tiago Campin dos Santos statt. Dasselbe Spezialkommando der Militärpolizei schoss auf die Bauern, 20 wurden verhaftet und nach über 50 Personen wird gefahndet. Den Bauern „Elias“, den die Herrschenden als einen „Führer der LCP“ bezeichneten, richteten diese Henker noch vor Ort kurzerhand hin.
Die „Liga der armen und landlosen Bauern“, kurz LCP, die im Fadenkreuz der neuen Kampagne steht bestritt dass auch nur ein Einzelner derjenigen, denen dieser Angriff gegolten hatte zu ihren Mitgliedern gehöre. Sie verteidigte den revolutionären Kampf um Land in einem Statement.
Das Land auf dem diese Siedlung erbaut ist, wurde von den Bauern die dort leben erobert, doch ist es im Besitz des Großgrundbesitzers „Galo Velho“. Ganz offensichtlich und wie durch dutzende solche Attacken allein im Bundesstaat Rondonia belegt ist, sowie durch die Verbindungen der Großgrundbesitzer und der von ihnen bezahlten Banditen zur Militärpolizei, bedient auch dieser Angriff mit Waffengewalt die Interessen der Klasse der Großgrundbesitzer.
20. November: vier Ermordete, 400 Familien obdachlos
Am 20. November folgte ein nächster Schlag gegen die Siedlung Macadinho D’Oeste, ebenfalls im Bundesstaat Rondonia. Die Siedlung wurde geräumt, was für 400 Familien Obdachlosigkeit bedeutet. Bei der Räumung wurden vier Bauern durch die Schüsse der Militärpolizei ermordet. Diese behauptete auch in diesem Fall, dass die Räumung ein Schlag gegen die LCP gewesen wäre, und rechtfertigt ihre Morde damit, dass sie deren Schüsse nur „erwidert“ hätten. Doch auch hier machen sich die Mörder nicht einmal die Mühe Beweise für ihre Ausreden zu suchen. Bilder von einigen alten Pistolen sind alles was sie von der Räumung veröffentlichten.
Ein Blog namens “Terra de Rondônia” berichtete unterdessen, dass der Einsatz voller Ungereimtheiten war: Es gab keinen „Besetzungsplan“, was aber eigentlich eine rechtliche Vorgabe ist für solche Einsätze. „Es gab keinen vorherigen technischen Besuch, keine Mediation, keinen Aktionsplan in der gerichtlichen Polizeioperation“. Offensichtlich war die Einsatzleitung gelinde gesagt nicht besorgt über eine Eskalation des Einsatzes.
26. November: Bauern schlagen Angriff zurück
Offensichtlich unzufrieden über die Ergebnisse des ersten Angriffs der Militärpolizei griff ein Verwandter des Großgrundbesitzers Galo Velo namens João Martins am 26. November erneut die Siedlung Tiago Campin dos Santos auf eigene Faust an. Mit einer handvoll bezahlter Banditen versuchte er dabei die Häuser von Bauern in Brand zu stecken. Doch die Bauern bemerkten es und vereitelte diesen Versuch. Daraufhin schossen die Banditen auf die Menge, unter der sich auch Kinder befanden. Die Bauern verteidigten sich und erwiderten das Feuer, und Herr Martins wurde in den Fuß geschossen.
Die Konterinformation der Herrschaftsmedien
Teil der Kampagne gegen die revolutionären Bauern ist auch der Einsatz der Konterinformation und Hetze der herrschenden Medien. Den Verhafteten und Ermordeten wird vorgeworfen Teil der LCP zu sein, diese wird als „gewalttätige kriminelle Organisation“ bezeichnet und als terroristisch gebrandmarkt. Auch wird eine Verbindung zwischen der LCP und dem „Commando Vermelho“ konstruiert. Unter dem Vorwand des Kampfes gegen diese Organisation wurde das Massaker vom 28. Oktober durchgeführt. Nachdem in den Elendsvierteln von Rio de Janeiro also ein Blutbad mit 130 Toten angerichtet wurde, soll dasselbe Schreckgespenst jetzt auch den staatlichen Terror am Land legitimieren.
Ebenso sind auch Mitglieder bürgerlicher Parteien unter den Verhafteten, darunter ein amtierender und ein ehemaliger Stadtrat von Nova Mamoré und ein sitzender Gemeinde-Untersekretär die der Unterstützung des kämpfenden Volks sicherlich unverdächtig sind. Im Gegenteil benutzen die lokalen Teile der Herrschenden die Hetze gegen die Bauern offensichtlich auch um ihre internen Machtkämpfe auszutragen.
Absurderweise wurde der LCP auch vorgeworfen für die „Entwaldung von 25.000 Hektar Waldes“ verantworltlich zu sein. Während sich der brasilianische Präsident Lula letztes Monat noch medienwirksam auf der internationalen Klimakonferenz präsentierte, dient der „Umweltschutz“ offensichtlich nur als Vorwand für die Reaktion. In Wahrheit ist es aber der Großgrundbesitz, nicht die armen und landlosen Bauern, der laut dem National Institute for Space Research (INPE) für über 70% der Entwaldung verantwortlich ist. Diesem wird dabei aber freie Hand gelassen.
LCP: „verteidigen und kämpfen für die Agrarrevolution“
In einem Statement betont die LCP, dass das Verbrechen und der Terror gegen das Volk klar auf der Seite der Militärpolizei und des bürokratischen Staats zu verorten sind und hebt die Notwendigkeit der Agrarrevolution hervor: „die LCP ist keine kriminelle Organisation, und noch viel weniger eine terroristische; Sie ist eine kämpferische Klassenorganisation der armen Bauern in Brasilien. Wir verteidigen und kämpfen für die Agrarrevolution um Rückständigkeit, Elend, Hunger und die brutale jahrhundertelange Ausbeutung unseres Volks endgültig zu vernichten, besonders der Bauern, der indigenen Völker und der Quilombola Gemeinden! Um das Unrecht einer Handvoll Milliardäre zu beenden, die alles besitzen und Parasiten sind an der Nation und an der überwiegenden Mehrheit die nichts haben! Wir kämpfen für die armen Bauern und geben ihnen Land, da sie keines oder nur wenig besitzen. Und wir werden die bewaffnete Selbstverteidigung der Massen nicht aufgeben, angesichts der jahrhundertealten reaktionären Gewalt und eurer Privilegien eine Polizei und den alten Staat in den Händen zu halten.“
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