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Putsch in Niger: Erste Anmerkungen



Der am Morgen des 26. Juli 2023 von Angehörigen der Präsidentengarde durchgeführte Militärputsch im westafrikanischen Niger, bei dem der Präsidenten Mohamed Bazoum festgenommen wurde, ist nur der jüngste Putsch in der Region. Auch wenn die Kräfte des Putsches offenbar Verbindungen zum russischen Imperialismus haben, ist der Putsch doch nur ein Ereignis innerhalb eines jahrelangen zunehmenden Kampfes der Völker in der Sahelzone gegen die imperialistische Herrschaft.


Die Landesgrenzen wurden geschlossen und der Luftraum über dem Niger vorübergehend gesperrt. Zudem wurde eine Ausgangssperre von 0:00 Uhr bis 05:00 Uhr verhängt. Seit der offiziellen „Unabhängigkeit“ von Frankreich im Jahr 1960 gab es zahllose Putschversuche, fünf davon waren erfolgreich. Niger gehört zu den ärmsten Ländern weltweit, vierzig Prozent der Bevölkerung leben unter der nationalen Armutsgrenze, nur knapp die Hälfte hat Zugang zu sauberem Trinkwasser und fast ein Drittel der unter-fünf-jährigen sind untergewichtig.


Nach dem Putsch kam es in mehreren Städten zu Demonstrationen – vor allem für die Putschisten und gegen eine Einmischung der westlichen Imperialisten im Land, hauptsächlich Frankreichs. Viele der Demonstranten verbrannten die französische Flagge – ein deutliches Zeichen, dass der Kolonialismus nie beendet wurde. Immer noch sind etwa 1.500-2.000 Soldaten aus Frankreich im Land stationiert. Das Land ist wirtschaftlich für Frankreich von hoher Bedeutung – es kommen beispielsweise etwa dreißig Prozent des benötigten Urans für Frankreichs Atomkraftwerke aus dem bitterarmen Land der Sahelzone. Denn trotz offizieller „Unabhängigkeit“ werden die Ressourcen Niger´s und die Arbeitskraft des Volkes vor allem durch den französischen Imperialisten ausgebeutet. Niger ist reich an Uran, Gold, Kobalt, Diamanten und Platin. Der Abbau dieser Vorkommen, durch ausländische Unternehmen, die die Mienen zu Spottpreisen erwerben konnten, erschöpft das ohnehin knappe Trinkwasser und produziert Millionen Tonnen radioaktiver Abfälle. Die Bevölkerung des Niger hat von den wertvollen Bodenschätzen nichts, außer Müll, Umweltschädigung, Dürren und Hungersnöte.


Laut Berichten hat die Putschregierung Kontakte zur „Wagner“ Söldnertruppe, was für ein vermehrtes Bestreben des russischen Imperialismus spricht, sich im Land zu involvieren. Offensichtlich ist jedoch, dass das Interesse des Volkes, gegen Kolonialherrschaft und Imperialismus zu kämpfen groß und lebendig ist. Dieser Kampf, der in der gesamten Sahel-Zone verstärkt geführt wird, ist ein wichtiges Zeichen für die unterdrückten Länder in ganz Afrika. Eine wirkliche Unabhängigkeit und Befreiung von der imperialistischen Herrschaft ist damit noch nicht geschehen, aber die Massen der Sahel-Zone haben in den letzten Jahren einen wichtigen Schritt im Kampf gegen die „westlichen“ Imperialisten gemacht.


Eine detailliertere Analyse wird in den kommenden Tagen veröffentlicht.






Bildquelle: Flagge, NigerTZai, CC BY-SA 4.0



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