Mattighofen/OÖ – Anfang Dezember teilte das Unternehmen Pierer Mobility mit, dass 300 Stellen auf Grund der „nachteiligen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Europa“ abgebaut werden müssten. Konkret treffen diese 300 Arbeitsstellen den Standort KTM Mattighofen in Oberösterreich.
Trotz steigender schwarzer Zahlen setzt das Unternehmen auf sogenannte „Kostenreduktionsmaßnahmen, um die Rentabilität der Gruppe zu sichern“. In der weiteren Argumentation spricht Stefan Pierer, CEO Pierer Mobility, von einer standortsichernden Maßnahme. Von enormen Gehaltssummen in Österreich in der Höhe von 34 Millionen Euro ist die Rede, diese „Kosten könne man nicht auf den Preis niederschlagen“, so Pierer.
In den vergangenen Jahren stand das Unternehmen in großer Kritik: Corona-Hilfen und andere Förderungen in zweistelliger Millionenhöhe, Erhöhung von Vorstandsgehälter um 30 % und zeitgleich Kurzarbeit für die gesamte Belegschaft. Alles trotz positiver Gewinnbilanz! Pierer ist das Paradebeispiel eines Kapitalisten, der die enge Verbindung zur Regierung genießt und umgekehrt. Als ÖVP-Großspender und Präsident der oberösterreichischen Industriellenvereinigung mag dies zwar nicht sonderlich verwundern, dennoch sollte ganz klar sein, dass Pierer vor allem repräsentativ für die Verschmelzung von Industrie und Repräsentanten in Parlament und Staatsapparat steht.
Seit 2011 hat sich die Zahl der Belegschaft in Mattighofen enorm erhöht. Von 1.700 Mitarbeitern wurde in über zehn Jahren auf 5.200 Mitarbeiter aufgestockt. Ein ganz klares Zeichen dafür, dass der Konzern kräftige Gewinne eingestreift hat. Den Erhalt der Gewinnfähigkeit sieht die Unternehmensführung nun vor allem im Abbau von Stellen sowie „Jobverlagerungen“ ins Ausland. Pierer scheut sich nicht davor, offen zu äußern, dass die Nutzung von Einsparungsmöglichkeiten vor allem in der Verlagerung in andere Länder liegt. Dies sei unter anderem auch das Instrument, um der hohen Inflation entgegenzuwirken. Nicht nur das, betont wird auch die schlechte Situation für die Unternehmen selbst: nämlich die „hohen Lohnabschlüsse“, wie Pierer betont. Die Lohnabschlüsse haben im Schnitt nicht die Inflation abgegolten, ein Lohnzuwachs ist also nicht in Sicht. Um das Unternehmen vor etwaigen Gewinneinbußen regelrecht zu schützen, wird nun nach Asien verlegt.
Um schon im Vorhinein einer Kritik des Stellenabbaus bei KTM zu begegnen, betont das Unternehmen, dass es sich hierbei vor allem um „natürliche Fluktuation“ handle. Der Unternehmensmanager teilte mit, dass „aktive Maßnahmen [gemeint sind Kündigungen] nur bei einer geringen Anzahl eingesetzt werden“. An die 100 Leiharbeiter werden künftig nicht mehr dem Konzern überlassen. Dann bleiben weitere 200 Arbeitsplätze die gestrichen werden sollen. Ob es sich hierbei um ohnehin sehr kurze Arbeitsverträge handelt oder nicht, steht noch im Raum, darüber wurde sich nicht konkret geäußert. Zieht man die gestrichenen Arbeitsstellen ins Verhältnis zur Gesamtbelegschaft von etwa 5.200, erscheint die Zahl von 200 Mitarbeitern durchaus „gering“. Wenn man jedoch den aktuellen Trend der steigenden Arbeitslosigkeit bedenkt, ist ein Abbau von 300 Arbeitsplätzen ein enormer Schaden für die Arbeiterklasse insgesamt.
Der Betriebsrat von KTM steht dem Stellenabbau gelassen gegenüber, denn „es werde ja ohnehin fast niemand gekündigt, das Unternehmen hätte die Mitarbeiterzahl in den letzten Jahren verdreifacht und dem Unternehmen gehe es ohnehin gut“. Dass sich der Betriebsrat „keine Sorge“ wegen des Abbaus von 300 Arbeitsplätzen macht, zeugt vor allem für die Haltung des Betriebsrates gegenüber der Belegschaft. Nicht interessiert diesen offenbar, dass nun bald 300 Arbeiter ohne Arbeitsstelle dastehen, was in den Zeiten der Teuerungen kein Leichtes ist. Für diese 200 bis 300 Arbeiter gibt es keine „Gelassenheit“ gegenüber der Teuerung und diese können auch nicht einfach nach „Asien gehen“, wie es der gute Herr Pierer und sein Konzern nun macht.
Quellen: industriemagazin.at, orf.at, diepresse.at
Bildquelle: KTM-Mattighofen, Assianir, wikimedia
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