Befreiungsfeier Mauthausen – Eine Doppelmoral des Erinnerns und Gedenkens
- Jennifer M.
- vor 14 Stunden
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Im heurigen Jahr, dem 80. Jahr der Befreiung vom Nazifaschismus, stand die Befreiungsfeier in Mauthausen (OÖ) unter besonderen Vorzeichen. Das Mauthausen Komitee Österreich lud unter dem Motto „Gemeinsam für ein Niemals wieder!“ und betonte „die Lehren aus der Vergangenheit für die Gegenwart und Zukunft wachzuhalten“. An die 20.000 Besucher aus der ganzen Welt nahmen an der Feier teil. So manche Delegationen, Vertreter und Verhalten der Veranstalter sorgten für Kritik – zu Recht!
Traditionell startet die Befreiungsfeier im KZ Mauthausen mit diversen verschiedenen Kundgebungen und Gedenkfeiern bei den einzelnen Denkmälern durch Opferverbände, Organisationen und Initiativen. Darauf folgt der offizielle Gedenkzug und die Kranzniederlegungen durch den ehemaligen Appellplatz. Während der erste Teil der Staatsdelegationen und Organisationen sowie Initiativen in angemessener Art und Weise durch den Appellplatz zogen konnten, wurden diverse Organisationen und Initiativen der sogenannten „Jugendgruppen und -organisationen“, bei welcher auch die Aktion für demokratische Rechte des Volkes (ADRV) Teil war, von Ordnern regelrecht durchgewunken.
Viele kommunistische und antifaschistische Gruppen und Initiativen gedenken üblicherweise noch gesondert beim Sowjetdenkmal und halten dort ihre Redebeiträge, so auch in diesem Jahr. Während der KZ-Verband OÖ gemeinsam mit der PdA, KSV und KJÖ ihre Redebeiträge beim Sowjetdenkmal verlasen, erschienen rasch Angestellte des Mauthausen Komitees und forderten sie dazu auf die Redebeiträge zu unterlassen. Die Redebeiträge wurden dennoch nach der Intervention ohne Lautsprechanlage abgehalten. Das Einschreiten des Mauthausen Komitees bzw. das gesetzte Verhalten muss scharf kritisiert werden! An einem Ort des Gedenkens, dem KZ in welchem in der Hauptseite politische Gegner, allen voran Kommunisten, inhaftiert, gefoltert und ermordet wurden, kommunistischen Initiativen und Organisationen ihre Redebeiträge abzusprechen, zeigt klar, dass auch das Mauthausen Komitee dem politischen Kurs der Herrschenden folgt.
Während Oskar Deutsch, Präsident der Israeltischen Kultusgemeinde, völlig frei und ungestört darüber sprechen kann, dass einzig und allein „die Hamas“ mehr oder minder an dem völkermörderischen Kriegstreiben in Palästina durch den zionistischen Staat Israel schuldig ist, hagelt es sofort einer Intervention durch das MKÖ, wenn in einer Rede des KZ-Verband betont wird, dass es gerade das Verdienst der Sowjetunion war, den Nazifaschismus niederzuringen.
Das zeigt eindeutig, wie schon im Kampagnenflugblatt der ADRV (LINK) betont wird, dass die Lehren des antifaschistischen Befreiungskampfes den Herrschenden bis heute unlieb und ein Dorn im Auge sind!
Wenn das Mauthausen Komitee in ihrem Aufruf schreibt „Die Erinnerung an Mauthausen und andere Orte des Grauens ist nicht nur ein Gedenken an die Vergangenheit, sondern eine Mahnung für die Zukunft: Es liegt in unserer Verantwortung, für eine Gesellschaft einzutreten, die auf Frieden, Toleranz und Menschenrechten basiert. Die Geschichte darf sich niemals wiederholen“, zeigt sich: ein Mahnen und Erinnern darf offenbar nur im Sinne der Herrschenden durchgeführt werden. All jene Kräfte, die sich bereits heute gegen den repressiven, antidemokratischen und antisozialen Kurs der Herrschenden zusammenschließen, wird versucht das Wort abzuschalten.
Zahlreiche fortschrittliche, revolutionäre und demokratische Kräfte zeigten sich gerade deshalb noch entschlossener die Notwendigkeit aus dem Widerstandskampf gegen den Nazifaschismus besonders heute Lehren zu ziehen und diese Lehren auch bei der Befreiungsfeier kundzutun.
Im Kampagnenflugblatt der ADRV wird weiters festgehalten „Die Österreichische Freiheitsfront schrieb 1944, dass „die Errichtung und Sicherung einer freien, unabhängigen und demokratischen österreichischen Volksrepublik eine geschichtliche Notwendigkeit, im Interesse der nationalen, wirtschaftlichen, kulturellen Entwicklung unseres Volkes, im Interesse aller freiheitsliebenden Nachbarvölker (…) im Interesse des europäischen Friedens (ist)“. Dies hat heute noch besondere Gültigkeit in Anbetracht der derzeitigen politischen Verhältnisse.
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