Anti-Regierungs-Proteste in Marokko: „Keine Weltmeisterschaft, Gesundheit zuerst!“
- Marek H.
- 12. Okt.
- 2 Min. Lesezeit

In der letzten Septemberwoche fanden Massenproteste auf Marokkos Straßen statt, um Rechenschaft für den immer schlechter werdenden Zustand des Gesundheitswesens und der Arbeitsplätze im Land zu fordern.
Auslöser für die noch andauernden Proteste – die größten in der jüngeren Geschichte des Landes – waren die Millionenausgaben für den Bau neuer Fußballstadien für die FIFA-Weltmeisterschaft 2030. Hintergrund sind jedoch auch die anhaltenden Proteste gegen den Tod von acht schwangeren Frauen, die nach einem Kaiserschnitt aus einem öffentlichen Krankenhaus entlassen worden waren. Lokalen Quellen zufolge führte die unzureichende Kühlung des Anästhetikums zu einer verminderten Wirksamkeit, was dazu führte, dass das Personal den schwangeren Frauen eine tödliche Überdosis verabreichte. Bald darauf teilten zahlreiche Menschen ihre Erfahrungen mit dem maroden Gesundheitssystem.
Laut den Statistiken der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für 2023 gibt es in Marokko nur 7,7 Ärzte pro 10.000 Einwohner – gegenüber den von der WHO empfohlenen 25. In Orten wie Agadir, wo die oben genannten Todesfälle stattfanden, gibt es sogar nur 4,4 Ärzte pro 10.000 Einwohner. Die Demonstranten haben Fotos von korrupten Staatsbeamten und Ministern auf Fahndungsplakaten angebracht und drücken damit ihren Zorn gegen die Herrschenden aus. Die landesweiten Proteste wurden nicht nur durch das sich verschlechternde Gesundheitssystem, sondern auch durch den Mangel an Arbeitsplätzen ausgelöst. Vielfach wurde berichtet, dass die vor allem jungen Demonstranten sich über Facebook, TikTok und Discord-Kanäle koordinieren. Ihre Forderungen drücken sich in den Slogans der Bewegung aus: „Keine Weltmeisterschaft, Gesundheit zuerst” und „Hier ist der Staat, wo ist die Gesundheitsversorgung?”.
Die Repressionen des Staates und der Polizei gegen die Demonstranten waren unmittelbar und brutal: Drei Menschen wurden getötet, und mehrere Videos zeigen, wie die Polizei über die unerschrockenen Demonstranten hinwegfährt, welche sich nicht vor gewaltsamen Auseinandersetzungen scheuen und erklären: „Das Recht auf Gesundheit, Bildung und ein würdiges Leben ist kein leerer Slogan, sondern eine ernsthafte Forderung”. Mehr als 200 Menschen wurden festgenommen, und der Innenminister und der Staat kündigten einigen von ihnen lebenslange Haftstrafen an, während sie die Demonstranten schamlos als „Unruhestifter“ bezeichneten.

Bildquelle:
unten: Generation Z protests in front of the parliament buildings in Rabat, Morocco - Mounir Neddi - wikimedia - CC BY-SA 4.0






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