Folgender Artikel ist bereits ein kleiner Vorgeschmack auf die neue Druckausgabe der Roten Fahne, die in Kürze erscheinen wird. Aus Anlass des heutigen 1. Mai möchten wir diesen Artikel bereits für unsere Leserinnen und Leser veröffentlichen, einen kurzen Überblick über die Geschichte des 1. Mai international, aber auch in Österreich geben. Wir richten uns damit an alle Arbeiter, Angestellten und andere unterdrückte Teile des Volkes, die den diesjährigen 1. Mai als internationalen Kampf- und Feiertag der Arbeiterklasse mit ihren wichtigsten Anliegen und Forderungen, als auch deren Ziele und Perspektive begehen.
1. Mai – seit über 130 Jahren!
Der 1. Mai, als internationaler Kampftag der Arbeiterklasse, geht auf die blutige Niederschlagung einer sehr kämpferischen und großen Streikbewegung in Chicago 1886 zurück. In harten Auseinandersetzungen die einige Todesopfer forderten, kämpften die Arbeiter damals in Chicago, sowie an zahlreichen anderen Orten der Welt, um die Durchsetzung des 8-Stunden Arbeitstages.
Im Juli des darauffolgenden Jahres beschloss der Gründungskongress der Zweiten Internationale (1) den 1. Mai zukünftig als internationalen Kampftag der Arbeiter zu begehen. Am 1. Mai 1890 versammelten sich international das erste Mal die Arbeiter, die Ausgebeuteten und Unterdrückten, um bewusst diesen Tag als ihren Kampftag zu begehen. Millionen Arbeiter schritten zur gemeinsamen Tat, im Bewusstsein darüber, dass sie nur etwas erreichen können, wenn sie sich fest zusammenschließen. Was die unmittelbaren Ziele der Bewegung betraf, so vereinten sie sich im Kampf um den 8-Stunden Arbeitstag, was die Perspektive und Ausrichtung betraf, so vereinte sich die Arbeiterbewegung mit dem Ziel der sozialistischen Revolution. Friedrich Engels, Mitbegründer des Marxismus und Initiator des 1. Mai, sagte zu diesem Anlass vor 132 Jahren: „Und das Schauspiel des heutigen Tages wird den Kapitalisten und Grundherren aller Länder die Augen darüber öffnen, dass heute die Proletarier aller Länder in der Tat vereinigt sind.“ (2)
Am 1. Mai 1890 fand auch der erste Arbeiter-Aufmarsch, als Spaziergang in den Prater in Wien statt. Es beteiligten sich unglaubliche 100.000 Menschen daran! Friedrich Engels schrieb über die große Beteiligung in Österreich: „Feind und Freund sind sich einig darüber, dass auf dem ganzen Festland Österreich, und in Österreich Wien, den Festtag des Proletariats am glänzendsten und würdigsten begangen und die österreichische, voran die Wiener Arbeiterschaft sich damit eine ganz andere Stellung in der Bewegung erobert hat“(3). Das hätte damals niemand für möglich gehalten, da die österreichische Arbeiterbewegung zuvor, so Engels „auf den Nullpunkt gesunken“ war, wegen innerer Zerfahrenheit und Spaltung. Nach diesem geschichtsträchtigen 1. Mai hingegen galt dies als wichtiges internationales Beispiel, welche Stärke die Bewegung erlangt, wenn die Arbeiter sich zusammenschließen und die notwendige Einheit schaffen!
(1) Nach der Ersten Internationale, der zweite Zusammenschluss der Arbeiter auf internationaler Ebene, mit der gemeinsamen Orientierung im Kampf um den Sozialismus.
(2) Friedrich Engels. Vorwort zur vierten deutschen Ausgabe (1890) des „Manifestes der Kommunistischen Partei“.
(3) Friedrich Engels. Der 4. Mai in London. Erschienen in der Arbeiterzeitung Nr. 21 vom 23. Mai 1890
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