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Voodoo Jürgens und die Boxlegende Hans Orsolics

Aktualisiert: 15. Juni 2023



Der Musiker Voodoo Jürgens ließ schon mit so manchem Lied und vor allem Liedtext aufhorchen. Neben dem empfehlenswerten musikalischen Beitrag „Tulln“, verfasste er auch einen Titel über den bekannten Volksboxer Hans Orsolics. Dieser Beitrag soll Orsolics und seine Geschichte, die Tausende bewegte, wieder in Erinnerung rufen.




Der am 2. August 1983 in Tulln geborene österreichische Liedermacher David Öllerer, bekannt als „Voodoo Jürgens“, ist mit seinen Liedern und Texten für viele wieder einer jener Musiker, die Themen aufgreifen die den Alltag der Bevölkerung behandeln. Seine im Dialekt gesungenen Lieder zeichnen sich durch das „Erzählen von Geschichten“ aus. In dem 2016 erschienen Lied „Hansi der Boxer“ beschreibt Voodoo Jürgens die bewegte Lebensgeschichte des unvergessenen Hans Orsolics. Begleitet durch Drehorgel und Gitarre, einer Lyrik, die die österreichische oder zumindest die wienerische Mentalität gut auf den Punkt bringt, erinnert das Arrangement an die so genannte „Moritat“ – bei der wahren Begebenheiten und Schauertaten inklusive moralischer Forderungen besungen wurden. Im Text des Liedes finden sich nicht nur genaue Beschreibungen des Erfolges unserer großen Boxlegende, sondern auch die Umstände seines Absturzes nach seiner Profikarriere. Nicht nur Ausdrücke die Hans Orsolics immer wieder gebraucht hat, wie zum Beispiel „es is a Wahnsinn, normal“ sind Bestandteil, sondern auch ein Fingerzeig auf jene die ihn schamlos ausnutzen und anschließend fallen ließen. Viele von uns werden jemand kennen, oder sind es sogar selbst – deren Leben in gewisser Weise ähnlich verlief: jene die großes Talent haben, aber durch die Lebens- und Gesellschaftsverhältnisse nach unten gedrückt werden.


Nur wenige prägten die österreichische Sportgeschichte so sehr wie der Boxer Hans Orsolics. Geboren in Neuberg im Burgenland, aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen in Wien Ottakring, lernte er das „Boxen“ auf den Straßen Wiens und auch schon mit 12 Jahren den Alkoholkonsum. Die harte Realität seiner Kindheit und Jugend machten ihn zu dem was er wurde. Sein außerordentliches Talent war die Grundlage für seine Siege im Boxring. Von 53 Kämpfen gewann er 42, davon 28 durch K.O. Mit knapp 20 Jahren holte er, als bis dahin jüngster Boxer, den Europameistertitel im Weltergewicht vor rund 9.000 Zusehern in der Wiener Stadthalle. Seine Profikarriere als Boxer katapultierte Hans Orsolics sehr rasch ganz nach oben, aber genauso tief war der Fall danach. Sein Absturz ist ein Sinnbild für die Verhältnisse im österreichischen Sport: nur wer überall mitspielt und sich anpasst ist für „ganz oben“ gemacht. So stürzte Orsolics nach Unten, wurde von Managern und „Vertrauten“ fallengelassen und arbeitete später als Lagerarbeiter in der Hausdruckerei vom ORF. Er drückte es so aus: „Früher woan 15.000 Leit in der Wiener Stadthalle, des woa a Wahnsinn. Jetzt tua i Maschinen putzn und Papierkisten schleppn.“ Sein bekanntes Lied „Mei potschertes Lebn“ zeichnet das Leben vieler bis heute. Orsolics meint dazu: „Jedes Wort stimmt, des is mei Leben. Aber es trifft auf viele Menschen zu“ (1). Heute lebt der schwer vom Leben gezeichnete Orsolics in einem Gemeindebau in Wien Meidling, deren Maße kleiner ist als ein Boxring. Wenn das nicht eine treffende Beschreibung ist…


Hans Orsolics gewann die Herzen vieler nicht dadurch, dass er sich der kapitalistischen Sportindustrie unterwarf, sondern weil er als einer von „ganz unten“ dafür stand, dass auch aus dem Volk gute Sportler hervorkommen und „siegen“ können. Dass die Bedingungen im Sport heute nicht nur ebenso wie damals, sondern noch viel härter für „normale Leut“ sind, ist einer der Gründe warum Hansi Orsolics nicht vergessen ist. Dass Voodoo Jürgens genau diesem ein eigenes Lied widmet und damit die Bedingungen im Profisport aufzeigt ist unterstützenswert und auch gemessen an der künstlerischen Darbietung auf jeden Fall zu empfehlen!




(1) derstandard.at, Interview mit Orsolics „I bin no immer ned tot“




Bildquelle: Voodoo Jürgens, Robert Wetzlmayr, Wikipedia Commons, CC BY-SA 4.0


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