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Katharina J.

Ukraine: Die Kursk-Offensive als Bumerang?



Vor rund einem Monat starteten Teile der ukrainischen Armee eine Offensive im russischen Oblast Kursk. Überrascht davon schien nicht nur die Führung des russischen Imperialismus, sondern auch jene des sogenannten „Westens“. Nachdem eine Woche relatives Stillschweigen von Seiten der „westlichen“ Imperialisten und ihrer Medien in Bezug auf die Einschätzung dieses Ereignisses herrschte, wird nun versucht eine bisher strategisch erfolglose Offensive doch noch irgendwie zu rechtfertigen. Gleichzeitig erzielt Russland im Osten der Ukraine die höchsten Geländegewinne seit rund einem Jahr, unter anderem in strategisch wichtigen Gebieten. Der ukrainischen Bevölkerung wird ein ums andere Mal ein Sparpaket durch den IWF aufgezwungen, denn die Milliarden an „Hilfs“krediten sind natürlich nicht umsonst…




Monopolmedien und ihre Rolle in der Desinformation


Tatsächlich konnte die ukrainische Offensive in Kursk einen gewissen Überraschungserfolg erzielen, auf den der russische Imperialismus offenbar nicht vorbereitet war. Das mag tatsächlich zu einer kurzfristigen Erhöhung der Moral innerhalb der ukrainischen Truppen geführt haben. Die „Ziele“, die durch den ukrainischen Präsidenten für die Operation in Kursk ausgegeben wurden, können jedoch schwerlich erreicht werden. Eines der Hauptargumente der westlichen Systempresse für die Offensive in Kursk ist seit Wochen das Ziel der Entlastung der ukrainischen Front im Osten, weil man Russland damit dazu zwingen würde Truppen aus der Ukraine nach Kursk zu verlegen. Dass das bloße Propaganda ist, zeigen auch Kommentare von Journalisten in den bürgerlichen Medien, wenn sie feststellen, dass Russland bisher nicht dazu genötigt war Truppen in relevantem Ausmaß nach Kursk verlegen zu müssen. Der Ukraine-Korrespondent des ORF, Christian Wehrschütz, berichtete vor zwei Wochen in einem Interview: „Das ist der wirkliche Pferdefuß dieser Kursk-Offensive, denn man geht unter anderem davon aus, dass die Ukraine bestrebt gewesen ist, sogar gehofft hat, dass Russland aus dem Raum Pokrowsk [Ostukraine, Oblast Donezk, Anm. RF] Truppen abziehen wird um sie Richtung Kursk zu verlegen. Das ist aber nicht passiert. In Pokrowsk ist es so, dass Russland stetig vormarschiert (…) das wäre eine massive Niederlage für die Ukraine, wenn die Russen dort Fuß fassen oder gar Pokrowsk nehmen könnten in einigen Wochen. (…) Dann könnte ein Angriff auf die beiden letzten großen Städte vom Donbass folgen.“ (1) Dieser Interviewausschnitt zeigt, dass nicht nur das Ziel die ukrainische Front zu entlasten nicht erreicht, sondern im Gegenteil die ukrainische Front in der Ukraine durch die Konzentration zahlreicher Truppen in Kursk massiv geschwächt wurde.


Als zweites Argument für die „Erfolge“ der Ukraine in der Kursk-Offensive wird das „riesige Territorium“ genannt: Es sind offiziell rund 1.300km2 die ukrainischen Truppen in Russland erobert hätten. Einerseits besteht ein Unterschied in der Eroberung, bzw. im Vordringen in ein feindliches Gebiet und dem tatsächlichen Halten eines solchen (was wesentlich mehr Kräfte binden würde). Andererseits ist diese Berichterstattung geprägt von gezielter Desinformation über die Bedeutung dieser Fläche in Bezug auf das russische Staatsgebiet. Die russische Kriegsführung stützte sich, auch in der Geschichte, immer auf zwei wesentliche Voraussetzungen: einerseits ist es das Land mit dem größten Territorium der Welt, andererseits hat es eine relativ große Bevölkerung, was in Kriegszeiten eine große potenzielle Reserve an Soldaten bedeutet. Der gesamte Oblast Kurs hat eine Fläche von rund 30.000km2 (das entspricht rund 0,18 Prozent des russischen Territoriums, oder auch rund 1/3 des österreichischen Territoriums) und eine Bevölkerung von rund 1,1 Millionen Menschen. (2) Tausend Quadratkilometer wären also in Österreich militärisch gesehen ein relativ großes Territorium, während es in Russland ein sehr sehr kleines Territorium darstellt. Die Antwort der russischen imperialistischen Führung auf die Kursk-Offensive war nicht der Abzug von Truppen aus der Ukraine, sondern die Teilevakuierung der Bevölkerung in Kursk, sowie eine Offensive an der Front im Oblask Donezk. Es wäre auch nicht das erste Mal in der Geschichte, dass Russland (oder auch die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg) den Vorteil des großen Territoriums dadurch nutzt, indem es den Gegner zu einem gewissen Teil ins eigene Territorium vorrücken lässt, um seine Kräfte abzunützen und dem Feind damit immer längere Versorgungslinie aufzuzwingen. Indem die Ukraine nun immer weitere Kräfte in Kursk binden muss um das Gebiet zu halten, rückt Russland weiter auf die Stadt Pokrowsk in der Ostukraine vor, die Frontlinie ist keine zehn Kilometer von der Stadt entfernt. (3) Selbst das US-amerikanische Institute for the Study of War bestätigte, dass die russischen Streitkräfte „bedeutende taktische Fortschritte südöstlich von Pokrowsk“ (4) machen konnten. Die Stadt Pokrowsk, obwohl sie vor dem Krieg nur rund 60.000 Einwohner zählte, hat strategische Bedeutung für die ukrainische Armee, da sie, laut dem österreichischen Abteilungsleiter der Militärakademie in Wien, das Rückgrat der ukrainischen Verteidigung und Versorgung bis in den Norden der Region Donezk bildet. Laut dem „European Council on Foreign Relations“ wäre das „schlimmstmögliche Szenario (…) eine vollständige russische Besetzung der Region Donezk“ (5).


Das Ziel dieser Desinformationskampagnen durch die „westlichen“ Monopolmedien ist hauptsächlich, weitere Waffenlieferungen als notwendig und „kriegsentscheidend“ darzustellen. Außerdem soll durch solche scheinbaren „Erfolgsmeldungen“ auch die Instabilität der ukrainischen Regierung überdeckt werden. Nun wurde beispielsweise erneut angekündigt, dass rund die Hälfte aller Minister der ukrainischen Kriegsregierung zurücktreten müssen, um sie durch neue zu ersetzen. (6) Diese Regierung hat immer weniger Unterstützung: sowohl innerhalb der herrschenden Klassen in der Ukraine, als auch innerhalb des Bevölkerung.




Selensky verkauft das ukrainische Volk an seine Finanziers


Der ukrainische Präsident Selensky versucht nun den Vorstoß in Kursk nicht nur als „Erfolg der ukrainischen Armee“ gegen Russland hochzustilisieren, sondern auch als Signal an seine imperialistischen Geldgeber zu nützen, damit diese seinem Drängen auf mehr und schnellere Waffenlieferungen nachkommen. Selensky behauptete rund eineinhalb Wochen nach dem Vorstoß in Kursk, dass diese Offensive hauptsächlich dazu diene, die von Russland ausgerufenen „roten Linien“ als „leere Drohungen“ (7) zu entlarven und damit die „westlichen Partner“ zur verstärkten Unterstützung zu gewinnen. Er meinte: „Wenn diese Partner den Einsatz ihrer Langstreckenwaffen nicht beschränkt hätten, wäre der Vorstoß nach Russland hinein gar nicht nötig gewesen“ (8). Obwohl die mediale Berichterstattung innerhalb der imperialistischen Medien die Kursk-Offensive (noch) nicht offen als schweren militärischen Fehler benennt, ist die Zustimmung über einen „Erfolg“ dieses Ereignisses sowohl von Seiten der USA, als auch teilweise der EU doch sehr verhalten.


Schon seit Monaten wird der Ukraine immer wieder drohende „Zahlungsunfähigkeit“ für Kreditraten bescheinigt. Einem Kredit von 2,2 Milliarden an die Ukraine stehen 2024 Zinszahlungen an den IWF in der Höhe von 1,9 Milliarden gegenüber. (9) Der IWF knüpft seine Kredite an die Erfüllung von Maßnahmen. Laut einem Bericht des IWF, in Übereinstimmung mit der Selensky-Kriegsregierung, sollen in der Ukraine Strom-, Gas- und Heizungstarife drastisch angehoben, und Mindestlohn und Sozialleistungen für drei Jahre (bei einer prognostizierten Inflationsrate von acht Prozent!) eingefroren werden. Auch Massensteuern sollen im Rahmen dieser Maßnahmen erhöht werden. Im Juni einigten sich die G7-Staaten auf einen neuen Darlehensplan für die Ukraine, der rund 50 Milliarden Dollar bis Ende des Jahres umfasst. (10) Während diese Darlehen die Bevölkerung in immer weitere Abhängigkeit der Imperialisten zwingen, und deren Rückforderungen auf Kosten des Volkes herausgepresst werden, sind sie auch Teil eines weiteren Ausverkaufs der Ukraine an die ausländischen Finanzgeber. Das Gelder aber nur „einseitig“ fließen, wäre eine Falschannahme. So versuchte der deutsche Bundeskanzler Scholz am G7-Gipfel die Privatinvestitionen für den „Wiederaufbau der Ukraine“ wie folgt schmackhaft zu machen: „Hunderte deutsche Unternehmen seien weiterhin in der Ukraine aktiv, alleine 35.000 Beschäftigte im Automobilsektor (…) Trotz des Krieges gebe es keinen Abfluss deutscher Investitionen, das Handelsvolumen sei im Vergleich zur Vorkriegszeit deutlich gestiegen.“ Scholz erklärte: „Das alles zeigt mir: Die Wirtschaft versteht, welches Potenzial die Ukraine hat.“ (11) Die Perspektive des ukrainischen Volkes unter der Herrschaft und Kriegsführung der Selensky-Clique ist der Ausverkauf eines wesentlichen Teils des Landes und Territoriums an die „westlichen“ Imperialisten. Die volksfeindliche Selensky-Regierung verkauft und verrät dabei in jeglicher Hinsicht die nationalen Interessen der Ukraine, und die sozialen und demokratischen Interessen der Massen. Die ukrainische Bevölkerung, die immer mehr unter dieser Führungs-Clique leidet und immer weniger bereit ist deren „Verteidigungskrieg“ zu führen, wird sich mittel- und langfristig nicht dieser Perspektive unterwerfen.



Quellen:

(1) orf.at, 24.08.2024

(2) wikipedia.org

(3) dw.com

(4) Ebd.

(5) Ebd.

(6) kleinezeuitung.at

(7) spiegel.de

(8) Ebd.

(9) zeitungderarbeit.at

(10) euractiv.de

(11) mdr.de


Bildquellen:

August 2024 Kursk Oblast incursion (Western Russia), Ecrusized, Public Domain, Wikimedia

August 2024 Kursk Oblast incursion, Ecrusized, Public Domain, Wikimedia

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