Mit den Turbulenzen innerhalb der SPÖ kamen Forderungen nach Mindestlohn und Arbeitszeitverkürzung erneut aufs Tapet. Große Worte werden geschwungen. KV-Verhandlungen und aktuelle Abschlüsse aber zeigen was dahinter steckt. Das Leben wird zunehmend teurer. Schon 2022 konnten sich laut Statistik Austria 546.000 Menschen nicht einmal jeden zweiten Tag für alle Haushaltsmitglieder eine Hauptmahlzeit mit Fleisch, Fisch oder vegetarisch leisten.
440.000 Menschen konnten ihre Miete nicht pünktlich zahlen und 814.000 ihre Wohnungen nicht warm halten. Über 1,3 Millionen Menschen sind armutsgefährdet. Das sind die Zahlen von 2022. Seit Beginn 2023 blieben die Preise hoch, oder stiegen sogar noch an.
Die Arbeit verdichtet sich. Sicherlich kennt jeder jemanden, dem die Arbeit zu viel wird, der körperlich oder geistig am Limit ist. Das passiert aber nicht etwa, weil die Leute heute „nichts mehr aushalten“, sondern weil heute nicht selten ein Arbeiter die Arbeit von drei leisten muss! Das ist keine Entwicklung alleine der jüngeren Zeit. Lange haben alle zugeschaut. Jetzt aber heißt es von Doskozil wir brauchen 2.000 Euro Mindestlohn. Rendi-Wagner skandiert mit Arbeitszeitverkürzung, Babler mit einer 32 Stunden Woche bei vollem Lohnausgleich.
Ja, ein großer Teil der Bevölkerung braucht dringend mehr Lohn, die Fakten der um sich schlagenden Armut sprechen für sich. Und ja, ebenso eine Arbeitszeitverkürzung ist notwendig. Dabei muss gegeben sein: Voller Lohnausgleich und, ganz wichtig, voller Personalausgleich.
Während aber die Spitzen der SPÖ mehr Lohn und Arbeitszeitverkürzung fordern, verhandelt die Gewerkschaftsführung die verhältnismäßig schlechtesten KV-Abschlüsse aus. Nicht nur, dass die Lohnabschlüsse weit unter der Inflation liegen, gelten viele davon erste Monate später und die Frage nach einer Personalaufstockung bleibt ohnehin unberücksichtigt!
Weniger Arbeitszeit bei gleichem Arbeitsaufwand und Personal ist spätestens seit der Pandemie allen ein Begriff: Kurzarbeit. Zahlreiche Berichte gab es darüber, wie in weniger Zeit gleich viel, oder häufig sogar noch mehr gearbeitet wurde. Wir sehen aber: das war keine Ausnahme, vielmehr werden Angriffe wie diese zur Normalität gemacht. Was ist von den Versprechungen im SPÖ-eigenen Wahlkampf zu halten, wenn offensichtlich nicht einmal ihr gewerkschaftlicher Apparat dahinter steht?
Wir leben in einer Zeit, wo das bisherige System zunehmend in Unordnung und einen Umbruch gerät. Das es so nicht weitergehen kann ist vielen klar. Nicht ohne Grund werden scheinbare Alternativen wie Babler oder KPÖ-Plus aus dem Hut gezaubert, beides eine Sozialdemokratie mit scheinbar linkem Anstrich. Beides jedoch wird den Arbeitern keine Perspektive weisen können. Denn es braucht keine weiteren leeren Phrasen. Die Arbeiterbewegung hatte sich einen 8 Stunden Tag und eine 40 Stunden Woche, sowie Lohnerhöhungen und Verbesserungen stets erkämpfen müssen. Was wir derzeit präsentiert bekommen, sind faule Kompromisse mit den Kapitalisten. Ein Minimum an Lohn und ein Maximum an Arbeit! Sowohl die Geschichte, als auch jüngere Bewegungen haben aber deutlich gezeigt: Die Arbeiter und Volksmassen brauchen diese leeren Phrasen nicht um sich zusammen zu schließen, sie brauchen sie nicht um etwas in ihrem Interesse zu erreichen! Was sie brauchen ist eine eigene Organisation, um Kämpfe zu führen, die auch Ergebnisse in ihrem Interesse erzielen. Das ist kein einfacher Weg, aber einer der mit Sicherheit mehr hervorbringt als leere Phrasen.
Quellen: zackzack.at, statistik.at, armutskonferenz.at
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