(Korrespondenz aus dem Viertel)
Wie kann man in Österreich als alleinstehende Frau und somit auch Alleinverdienerin, Mitte 50, noch den Lebensunterhalt bestreiten, obwohl man jeden Tag zur Arbeit geht und noch zusätzlich zwei Nebenjobs hat? Wie kann es sein, dass ich mein ganzes Leben lang schufte und seit drei Jahren von den Herrschenden derart verarscht werde, dass mir ständig nur folgende Gedanken in den Sinn kommen: auswandern oder den Strick nehmen.
So wie mir wird es derzeit sehr vielen Menschen gehen. Ausgerackert und erschöpft, körperlich und emotional. Ausgeliefert den Machtspielchen der Herrschenden, die sich tagtäglich ins Fäustchen lachen, weil diese ja NICHT unter den Maßnahmen leiden wie der „Pöbel“ (Dienstwohnungen, Dienstautos, keine Benzinkosten), vermutlich auch keine Heizkosten zu Hause, in deren Büros wird bestimmt NICHT auf 19 oder 20 Grad heruntergekühlt wie in so manchen Betrieben, die noch dazu in den letzten drei Jahren als systemrelevant galten, aber es nun egal ist, wenn die Angestellten acht Stunden täglich frieren.
Wie kann es sein, dass sich die Kosten für Heizung und Warmwasser verfünffachen (!!!!!) und keiner geht auf die Straße? Meine bisherigen Kosten beliefen sich auf 46,00 Euro. Ab Februar darf ich für dieselbe Leistung 211,00 Euro bezahlen. Warum???? Wozu??? Rinnt ab Februar vergoldetes Wasser aus meinen Leitungen? Wo führt das hin? Diese Beträge werden mit Sicherheit nicht mehr gesenkt, auch wenn der Krieg vorbei ist, denn der Krieg ist kein Grund für die derzeitigen Energiepreisexplosionen, er wird nur als Vorwand genutzt, um die Bevölkerung weiter auspressen zu können. Also: wo führt das hin?? Wer kann das Geld noch aufbringen für lebensnotwendige Dinge wie Wohnen, Heizen und Strom? Die sogenannten "Zuschüsse" und "Beihilfen" sind doch mit Absicht so niedrig gestaltet, dass es kaum jemanden gibt, der einen Anspruch darauf hat. Zudem sind Einmalhilfen nicht dazu geeignet, dem Volk in der derzeitigen Teuerungswelle ausreichend zu helfen. Sie sind nicht einmal ein Tropfen auf dem heißen Stein. Die Auswirkungen der Teuerungswelle sind längst in der Mitte der Bevölkerung angekommen und betreffen nicht mehr nur die „GeringverdienerInnen“ unter uns. Die Energieversorgung darf nicht länger in privater Hand bleiben, sie muss in die Hände des Volkes gebracht werden! Denn sonst führt es dazu, dass die Energiekonzerne die Energiekosten zu Lasten der Bevölkerung willkürlich erhöhen, mit der mittlerweile abgedroschenen Begründung „Krieg in der Ukraine“- und verdreifachen dabei zeitgleich ihre ohnehin schon aberwitzigen Gewinne!
Jeden Tag falle ich erschöpft und ausgepowert ins Bett, nur um am nächsten Tag aufzustehen und in die Arbeit zu fahren. Zuvor muss ich mir jedoch überlegen, ob ich mir überhaupt Benzin oder Diesel noch leisten kann - um dann acht Stunden zu frieren, zu rackern und sich erpressen zu lassen „wenn du nicht brav bist, streichen wir dir die Homeoffice-Tage"...... ach ja. Ich bin scheinbar unmündig und völlig plemplem. Es braucht wieder eine starke Arbeiterbewegung, eine Arbeiterbewegung, die alle Branchen und Betriebe solidarisch vereint. Nur im gemeinsamen solidarischen Kampf können die Arbeitsbedingungen verbessert und den Teuerungen bzw. der Inflation angepasste Lohnerhöhungen erkämpft werden. Stehen wir alle endlich auf, um gegen Unterdrückung und Ausbeutung zu kämpfen! Bis dahin bleibt mir nichts anderes übrig als mich zu wundern.......das dürfte auch in nächster Zeit noch ohne Gebühren gehen.
Bildquelle: Frau, Engin_Akyurt, Pixabay
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Was sind Korrespondenzen?
Korrespondenzen sind Beiträge aus verschiedenen Teilen der Bevölkerung, sozusagen ein direktes Sprachrohr aus dem Volk. Ihre Gemeinsamkeit ist, dass die jeweiligen Korrespondenten direkt aus ihrem alltäglichen Leben berichten: aus dem Betrieb, dem Viertel, der Familie, der Schule, usw… Als Presse aus dem Volk, drückt die revolutionäre und demokratische Presse nicht nur die Interessen des Großteils der Bevölkerung aus, sondern bindet deren Repräsentantinnen und Repräsentanten auch aktiv ein, gibt ihnen eine Stimme, präsentiert die verschiedenen Meinungen und Ideen aus den Massen um sie miteinander vergleichen zu können und in Diskussion treten zu lassen. Daher finden in der Roten Fahne die Arbeiterinnen und Arbeiter, Stimmen der Jugend- und Frauenbewegung, der Studierenden, der Gewerkschaftskräfte, der Migrantinnen und Migranten ebenso wie der kleinen Selbstständigen und Gewerbetreibenden, Stimmen aus Stadt und Land, eine Plattform und ein Organ. Die Korrespondenten sind keine Redaktionsmitglieder, weshalb sie auch nicht im engeren Sinne an die Blattlinie gebunden sind, sondern “ihre Stimme” zum Ausdruck bringen.
Wie kann man Korrespondent der Roten Fahne werden?
Möchtest du aus deinem Betrieb, dem Viertel, der Familie, oder Nachbarschaft berichten? Dann schreibe uns unter korrespondenz@rotefahne.at und schildere kurz warum du Korrespondent sein und worüber du berichten möchtest.
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