Seit Wochen gibt es immer mehr Berichte über katastrophale Bedingungen für die Arbeiterinnen und Arbeiter bei der Post. Vor Weihnachten mussten bis zu zwei Millionen Pakete pro Tag zugestellt werden. Das heißt große Profite für die Post AG und immer schlechtere Bedingungen für die Postler.
Ein einzelner Postler stellt derzeit bis zu 300 Pakete am Tag zu. Viele von diesen Zustellern sind Leiharbeitern, sogenannte „Scheinselbständige“, oder bei diversen Subunternehmen angestellt. Scheinselbständige Postler arbeiten im Akkord, was heißt dass sie nicht nach Arbeitszeit, sondern nach Stückzahl bezahlt werden. Für viele sind das 75 Euro für Schichten von 12-14 Stunden am Tag. Wer krank ist, bekommt nichts bezahlt! Das Management der Post meint, dass die Postler „freiwillig und auf Überstunden-Basis“ von Montag bis Sonntag im Einsatz wären, und putzen sich damit an den Arbeitern ab.
Bei einem Krisengipfel sicherte das Post-Management vor Kurzem zu, 1.500 neue Mitarbeiter anzustellen. Es wird so getan, als wären die aktuellen katastrophalen Bedingungen unvorhergesehen oder wegen „Corona“. In Wahrheit ist einer der wichtigsten Gründe für die Überlastung der Arbeiterinnen und Arbeiter der Personalabbau der letzten Jahre. Alleine zwischen 2009 und 2019 hat die Post jeden fünften Arbeiter eingespart, das heißt 20 Prozent der gesamten Belegschaft (von 25.000 auf 20.000). Der Konzern sparte sich damit allein zwischen 2018 und 2019 rund 30 Millionen Euro an Lohnkosten – während die Profite immer weiter gestiegen sind. [1] Ganz offensichtlich hat aber nicht das Management diese vielen Pakete ausgeliefert, sondern immer weniger Arbeiterinnen und Arbeiter müssen immer mehr arbeiten.
Nicht einmal seit der Pandemie hat sich der Personalstand entscheidend erhöht. Während sich im Vergleich zur Zeit vor der Corona-Pandemie die Pakete verdreifacht haben, stieg die Anzahl der Beschäftigten nur um 0,9%, um genau 158 Kolleginnen und Kollegen mehr. Obwohl sich die versprochenen 1.500 zusätzlichen Postler sehr viel anhören, sind auch das nur neun Prozent, weit weg also von einer Verdreifachung, wie sie bei den Paketen zu sehen ist. Auf dem Rücken der Arbeiterinnen und Arbeiter werden hohe Profite gemacht, während mittels neuen Verträgen, Scheinselbständigkeit die Arbeitsrechte immer weiter ausgehebelt werden.
[1] Kontrast.at
Bildquelle: Kropfsdorf (Mistelbach) - Briefkasten by Herzi Pinki, CC BY-SA 4.0
コメント