Nach wie vor ist die Kinderbetreuung in Oberösterreich sehr lückenhaft, Familien stehen teilweise vor massiven Problemen. Auch die Ferienzeit ist da keine Erholung, sondern bedeutet für viele Eltern und Kinder Stress, geteilte Urlaube, oder einen enormen Aufwand.
OÖ noch immer "Schlusslicht"
Der Kinderbetreuungsatlas 2023 der AK verdeutlicht das Dilemma, in dem viele Eltern stecken, wenn es um Vereinbarkeit von Arbeit und Betreuung der Kinder geht. Lediglich 19,6 Prozent aller Gemeinden in Oberösterreich rangieren in der Top-Kategorie (Kriterien: Öffnungszeiten, Mittagessen, Sommerferienbetreuung, Schließzeiten pro Arbeitsjahr, usw. ) 21,2 Prozent aller Gemeinden sind in der Kategorie A eingestuft. Auch wenn es leichte Verbesserungen gab, ist Oberösterreich immer noch am beschämenden letzten Platz bei den Betreuungsmöglichekeiten für Unter-Dreijährige, bei den Drei- bis Sechsjährigen liegt Oberösterreich am vorletzten Platz(1).
Finanzielle Unterstützung für Betriebe
Bereits seit acht Jahren gibt es für Firmen die Möglichkeit einer finanziellen Unterstützung des Landes Oberösterreich, der Wirtschaftskammer Oberösterreich und Kompass (Kompetenzzentrum für Karenz und Karriere) für betriebliche Kinderbetreuungsprojekte. Die Unterstützung beläuft sich auf maximal Euro 1.400,- je Betrieb. Mehr als 120 Betriebe haben im Vorjahr teilgenommen, dadurch konnten mehr als 1.700 Kinder betreut und deren Eltern entlastet werden. So ein Angebot ist für Eltern positiv, allerdings ist man dem „Gutwill“ der Betriebe ausgeliefert. Von den rund 113.000 Betrieben nahmen nur 120 das Angebot wahr. Das ist ein Anteil von 0,106 (!) Prozent.
Vierzehn schulfreie Wochen - fünf Wochen Urlaub
Die 1.700 betreuten Kinder sind allerdings nur ein Bruchteil aller Kinder, die in Oberösterreich in den unterschiedlichen Einrichtungen betreut werden. Insgesamt wurden 67.580 Kinder vergangenes Jahr in 1.342 Einrichtungen betreut.(2) Für die meisten Eltern stellen die vielen schulfreien Wochen eine immense logistische Herausforderung dar. Vierzehn schulfreie Wochen stehen fünf Wochen Urlaub gegenüber (in der Regel). Bei einigen können Verwandte aushelfen, jedoch sind auch „Oma und Opa“ durch das immer höhere Pensionsantrittsalter meist selbst noch berufstätig.
40 Prozent können Betreuung nicht sicherstellen
Einer Studie (Sonderbefragung zur Schulkostenstudie) zufolge haben vier von zehn Befragten Schwierigkeiten die Betreuung der Kinder in den Ferien sicherzustellen. Hier trifft es vor allem Alleinerziehende und Eltern von Kindern mit Beeinträchtigung. Ein Viertel der Eltern greift auf Homeoffice zurück, um die Kinderbetreuung in den Sommerferien zu gewährleisten. Bei vielen Berufen ist Homeoffice jedoch keine Option. Zahlreiche Eltern müssen den Urlaub so aufteilen, dass keine gemeinsame Urlaubszeit mehr überbleibt, Überstunden und Zeitausgleich konsumieren oder sogar die Arbeitszeit reduzieren. Etwa eine Woche verbringen die Kinder in Sommercamps, diese sind mit durchschnittlichen Kosten von etwa 415 Euro sehr kostspielig und für viele Eltern nicht leistbar. Vor allem ältere Schülerinnen und Schüler sind im Schnitt rund eine Woche unbetreut zu Hause. Etwa zwei Wochen „Betreuungslücke“ bleiben den Eltern laut Befragung.
480 Kinder von Schließung betroffen
Trotz der enormen Lücken bei der Kinderbetreuung schließt jetzt die Aktion Tagesmütter OÖ den Teilbereich “Tageseltern zu Hause“. Von der Schließung sind 480 Kinder betroffen. Begründet wird die Schließung mit der Einführung der Gratisbetreuung in den Krabbelstuben bis 13 Uhr ab 1. September 2024. Dadurch sei eine kostendeckende Weiterführung nicht mehr möglich, so Jasemine Chansri, Vorsitzende des Vereins Aktion Tagesmütter OÖ (3).
Drastischer Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen dringend nötig
Um die Kinderbetreuung in OÖ zu gewährleisten, benötigt es nicht nur einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung von Anfang an, sondern auch einen drastischen Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen, ausreichendes Personal und bessere Arbeitsbedingungen für die Pädagoginnen und Pädagogen. Betriebskindergärten, mit Öffnungszeiten, die den Arbeitszeiten entsprechen, wären auch ein guter Ansatz. Werden die Kinderbetreuungsmöglichkeiten rasch und deutlich verbessert, sind auch die Eltern entlastet und können den Urlaub als Familie gemeinsam genießen.
Quellen:
(1) AK OÖ Arbeiterkammer, Kinderbetreuungsatlas
(2) Statista
(3) Tips.at
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