Vergangenes Wochenende gingen in Tschechien um die 100.000 Menschen auf die Straße um gegen Teuerungen, Russland-Sanktionen und EU zu protestieren. Diese Demonstration richtete sich gegen Probleme die derzeit Millionen Menschen in Europa betreffen und markiert sicherlich erst den Beginn zunehmender Proteste. Ein großes Ereignis in Tschechien, ein wichtiges Signal für zahlreiche andere Länder – in Österreich eine Randnotiz in der Medienlandschaft.
Am Samstag den 3. September fand in der Hauptstadt Tschechiens, Prag, eine Großdemonstration statt. Verschiedene Berichte gehen von 70.000 bis 100.000 Teilnehmern aus. Die Demonstration richtete sich gegen die Regierung, welche die Interessen Tschechiens ausverkaufe. „Die Tschechische Republik zuerst“, war unter anderem auf Transparenten zu lesen. Die Menschen sehen sich, wie in vielen anderen Ländern, mit enorm hohen Lebenskosten konfrontiert. In der Demonstration wurde unter anderem die Politik der EU, die Sanktionen gegen Russland und NATO kritisiert. Forderungen für die Souveränität und Neutralität Tschechiens wurden laut gemacht.
Premierminister Fiala versuchte sich „hinauszureden“ und den Massenprotest zu delegitimieren. Es seien pro-russische Kräfte mit extremen Positionen, welche den Interessen der Tschechischen Republik widersprechen würde. Das erinnert zurecht an die Politik der Herrschenden hierzulande und ihren Versuchen die Massenproteste gegen die Covid-Maßnahmen zu diskreditieren. Bei Massendemonstrationen von zigtausenden Menschen, gibt es selbstverständlich immer einen Anteil an reaktionären, teilweise sogar verrückten und schädlichen Kräften, sowie die verschiedenen Flügel der Herrschenden selbst, welche die Proteste für ihre Zwecke zu gewinnen versuchen. Das in den Vordergrund zu rücken verfolgt nur den Zweck, von den Problemen und Widersprüchen welche zigtausende Menschen auf die Straße bringen abzulenken.
Es ist kein Zufall, dass es in den österreichischen Medien lediglich Randnotizen zu dieser Demonstration gibt, zeigt sich doch Probleme auf, die sich ebenso in Österreich stellen. Im Sommergespräch des ORFs wurde Karl Nehammer sogar direkt darauf angesprochen, was er sich erwarte an Proteste mit Verweis auf die Demonstration in Tschechien. Hohe Kosten, Sorge um Energieversorgung, breite Kritik an den Sanktionen und der EU-Politik, sowie ein breiter Konsens für Neutralität und Anti-Militarismus, das sind ebenso Fragen in Österreich welche die Widersprüche zwischen den herrschenden Eliten und breiten Teilen der Bevölkerung vertiefen. Es liegt demnach nahe, dass der Massenprotest in Tschechien nicht zur Headline der etablierten Medien gemacht wird. Für die Bevölkerung in Österreich hingegen ist es ein wichtiges Signal, eine Ankündigung weiterer Protestbewegungen, auf welche es sich auch hierzulande vorzubereiten gilt.
Bildquelle: Commons Wikimedia Public Domain
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