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Kündigungen wegen Betriebsratsgründung bei MPreis – Was sich ein Konzern alles erlauben kann...



Während Arbeiter und Angestellte schon bei kleinsten Vergehen drangsaliert und bestraft werden, können sich Großkonzerne offenbar alles erlauben! Das wurde beim jüngsten „Aufschrei“ rund um den Tiroler Lebensmittelhändler „MPreis“ ersichtlich. Zwei Angestellte des Betriebs wurden gekündigt, offenbar direkt im Zusammenhang mit einer Initiative zur Betriebsratsgründung.

 


Kündigungen wegen Betriebsratsgründung?

 

Schon seit jeher hat sich die Firma MPreis, die rund 5.000 Arbeiter und Angestellte beschäftigt, gegen eine Betriebsratsgründung gewehrt – und das nicht nur mit lauteren Mitteln. Ein neuer Fall ereignete sich am 31. Juli. Laut offizieller Berichte wurden die zwei Kollegen nicht einmal eine Stunde nachdem sie eine Versammlung zur Betriebsratsgründung einberufen hatten, gekündigt. (1) Am Mittwoch den 31. Juli informierten die zwei Beschäftigten ihre Kollegen darüber, dass eine Versammlung einberufen wird. Kurz darauf erhielten sie einen Telefonanruf – und wurden kurzerhand entlassen. Der Unternehmensführung ist es nicht zu blöd auf Nachfrage zu diesem Fall anzugeben, dass die Kündigung „nichts mit der Betriebsratsgründung zu tun hätte“ und die Konzernleitung „kein Problem mit dessen Gründung“ habe. Der Geschäftsführer der Gewerkschaft GPA, Harald Schweighofer, gab an: „Mir ist aber auch erzählt worden, dass schon vor 38 Jahren ein Betriebsrat installiert werden sollte, aber dann alle Akteure gekündigt worden sind“ (2). Ebenso meinte dieser, dass es schon seit Jahrzehnten Bemühungen von Seiten der Gewerkschaft gebe, um einen Betriebsrat bei MPreis zu gründen. All diese Entwicklungen sprechen jedoch nicht für ein sehr „großes“ Bemühen seitens der Gewerkschaftsführung, ansonsten würde die Konzernleitung den Beschäftigten nicht so offen ins Gesicht spucken wie sie es offensichtlich macht.

 

Die Gründe für das Bestreben einer Betriebsratsgründung sind zahlreiche: Personalmangel, hoher Druck, niedrige Löhne, Willkür gegenüber den Beschäftigten,… Viele Beschäftigte berichten, dass der Arbeitsruck so hoch sei wie noch nie und es zahlreiche massiv unterbesetzte Filialen gebe. Das nicht genug, will MPreis nun erneut einsparen und hunderte Arbeitsplätze streichen:

 


Massiver Stellenabbau bei MPreis geplant

 

Nur einige Tage nach der Kündigung der zwei oben genannten Kollegen, wurden in den bürgerlichen Medien Berichte verbreitet, dass bei MPreis ein massiver Stellenabbau geplant sei. Laut den Berichten wird es zirka 200-300 Arbeitsplätze treffen. Das ist Teil des Plans zur „Restrukturierung und Sanierung“ des Unternehmens. Anstelle der ehemaligen MPreis-Geschäftsführerin für Finanzen, Human Resources und Infrastruktur, Martina Dutzler, wurde im Frühling dieses Jahres Stefan Gros eingestellt, der als harter „Sanierer“ gilt. Der deutsche „Finanz- und Restrukturierungsexperte“ soll dem Unternehmen zu Umsatzzuwächsen verhelfen. Dass die MPreis Eigentümer „sehr schlecht“ dastünden ist eine Lüge und kaum wird erwähnt, dass sich die Eigentümerfamilie Mölk unter den 100 reichsten Österreichern befindet (3). Damit diese in der Liste der Millionäre Österreichs noch weiter nach oben klettern kann, müssen die Beschäftigten nicht nur zu schlechten Bedingungen arbeiten, sondern nun auch Hunderte vor einer Kündigung zittern. Dass sich MPreis immer mit der Bezeichnung „Tiroler Traditionsunternehmen“ rühmt, stößt hier sauer auf und der geneigte Leser fragt sich, ob die Drangsalierung der Arbeiter und Angestellten denn eine „Tiroler Tradition“ sei…

 


Betriebsrat als Verbesserungsgarantie?

 

Ungeachtet der oben erwähnten Kündigung der zwei Kollegen, wird noch dieses Jahr ein Betriebsrat gewählt werden. Das bietet auf der einen Seite mit Sicherheit eine Möglichkeit für die Beschäftigten, Verbesserungen zu erstreiten. Gleichzeitig ist es wohl auch kein Zufall, dass kurz nach der Kündigung der zwei Kollegen die Nachricht über einen massiven Stellenabbau an die Öffentlichkeit kam – denn diese Nachricht kann der Konzernführung auch dazu dienen die Beschäftigten einzuschüchtern. Es ist nicht das erste Mal, dass nach einer Kündigung aufgrund einer Betriebsratsgründung sehr wohl Betriebsratswahlen stattfanden, jedoch die „unliebsamsten“  und den Chefs „gefährlichsten“ Kollegen nicht mehr kandidieren konnten. Oftmals wird dann auch eine der Konzernleitung „genehme“ Liste aufgestellt, um den Beschäftigten keine Zugeständnisse machen zu müssen. Für die Arbeiter und Angestellten bei MPreis gilt es nun sich zusammenzuschließen und nicht übers Ohr hauen zu lassen, trotz all der Einschüchterungsversuche. Sie sollten sich auch dafür einsetzen, die gekündigten Kollegen zurückzuholen. Ein Betriebsrat kann, wenn er gewillt ist, durchaus Erfolge für die Arbeiter in einem Betrieb erstreiten, doch dann muss er im Sinne der Arbeiter und Angestellten, gemeinsam mit den Beschäftigten den Kampf um deren Interessen führen. Auf die Unterstützung der Gewerkschaftsführung dürfen die Beschäftigten dabei nicht immer hoffen, das zeigt die Vergangenheit!

 


(2) Ebd.

 

 


Bildquelle: Mpreis bord by Frans Bosch, wikimedia - CC BY-SA 3.0


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