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Redaktion Die Rote Fahne

„Frauen in Schwarz“: langjährige Mitstreiterin Waltraud Schauer verstorben

Aktualisiert: 3. Nov. 2023


In Anteilnahme wollen wir hier einen Nachruf anlässlich des Todes von Waltraud Schauer teilen, eine langjährige Mitstreiterin, Freundin und Genossin im Kampf für Solidarität mit der Bevölkerung Palästinas.

Der Nachruf wurde vom österreichischen Teil des internationalen Netzwerks „Frauen in Schwarz“ verfasst, bei dem auch Waltraud Mitglied war. Besonders in Europa sind die „Frauen in Schwarz“ eine jener Kräfte, die kontinuierlich und hartnäckig gegen die imperialistische und unterdrückerische Politik gegenüber Palästina kämpfen und für die Rechte und die Befreiung des palästinensischen Volkes einstehen.


Im Nachruf wird die aufrechte Haltung, mit der Waltraud Schauer „für die Rechte des palästinensischen Volkes“ eingetreten ist deutlich. Er zeigt aber auch, dass sie oft auch Risiken und Lasten auf sich genommen hat, um diese Tätigkeit zu leisten. Trotz Alter und Krankheit nahm sie freundlich und bestimmt nach wie vor an Aktionen Teil. Einige von uns hatten das Glück, sie näher kennengelernt zu haben. Wir wollen diesen Nachruf verbreiten, um unsere Trauer über das Ableben und unseren Dank für das Wirken Waltraud Schauers zu zeigen. Ihre Tätigkeit im Rahmen der antiimperialistischen Arbeit ist auch eine Inspiration dafür, den Kampf gegen den Imperialismus, den Siedlerkolonialismus und das Apartheidsregime aufzunehmen und weiterzuführen.




Anerkennung und Dankeswort für Waltraud Schauer


Wir von Frauen in Schwarz Wien werden Waltraud sehr vermissen. Mit ihrem Engagement und ihrer Überzeugung hat sie sich intensiv für die Rechte des palästinensischen Volkes eingesetzt. Sie war eine Inspiration für uns und eine treue, aktive Teilnehmerin an unseren Mahnwachen und Aktivitäten über viele Jahre hinweg. Selbst als sie körperlich geschwächt war, kam sie mit dem Fahrrad zu den Mahnwachen, saß auf ihrem Klapphocker und hielt ein Plakat in die Höhe, das die israelische Aggression gegen die Palästinenser anprangerte.

Sie stand Paula Abrams Hourani, der Gründerin von FiSW, sehr nahe, die sie 2003 zum ersten Mal traf und kurz darauf der Gruppe beitrat. Das war nach ihrer Teilnahme in Bagdad als menschliches Schutzschild gegen die Aggression der USA. Ich zitiere aus einer E-Mail, die Waltraud mir 2019 geschickt hat und in der sie sich an ihre frühen Tage mit Paula und FiS erinnert.


“In Bagdad hatte ich viele Menschen kennengelernt, die sich ebenso für Gerechtigkeit für Palästina einsetzten. Ich fuhr mit ihnen von Bagdad direkt weiter nach Palästina und war später bei vielen Einsätzen mit dem International Solidarity Movement im besetzten Westjordanland, wo ich auch Paula in Ramallah getroffen habe. Die Aktivisten kamen aus vielen verschiedenen Ländern aber Frauen in Schwarz aus Israel waren daran nicht beteiligt, sie demonstrierten in Jerusalem und durften ja nicht ins besetzte Westjordanland.


“Einmal fuhren ich und Paula gemeinsam ins "Heilige Land". Es muß 2006 gewesen sein, wir wollten nach Gaza. Die israelischen Behörden verweigerten uns aber die Einreise in dieses "Gefängnis ohne Dach". Stattdessen landeten wir wieder in Ramallah und nahmen an einer Aktion gegen den Mauerbau in der Nähe von Ramallah teil. Die Mauer wurde ja nicht kontinuierlich gebaut sondern in Abschnitten.

“Eine Erinnerung, die mich noch immer zum Schmunzeln bringt: Wir fuhren gemeinsam mit anderen Aktivisten in einem Minibus zur Mauer. Bei der ersten Kontrolle eines "flying checkpoint" der israelischen Soldaten, antworteten wir auf die Frage wohin wir fahren: "We are going to visit a church". Er lächelte, glaubte uns kein Wort aber ließ uns fahren. Bei der Rückfahrt nach einer turbulenten Aktion, trafen wir glücklicherweise wieder auf diesen Soldaten. Sehr freundlich sagte er: "I remember you were visiting a church" und ließ uns wieder durch den mobilen Checkpoint.”


Wir danken Waltraud für die Jahre, die wir gemeinsam in FiS verbracht haben, und für ihren unermüdlichen Einsatz für Menschenrechte und Gerechtigkeit für die Palästinenser. Die Situation in Palästina, die fortschreitende Kolonisierung, ethnische Säuberung, Aneignung des Landes, die Menschenrechtsverletzungen, spitzt sich vor allem in jüngster Zeit zu. Frauen in Schwarz Wien versuchen weiterhin die Wahrheit über Palästina / Israel zu verbreiten, und für Gerechtigkeit und ein Ende des Siedlerkolonialismus und der israelischen Apartheid zu kämpfen.“


Waltrauds letzte Monate, Wochen und Tage waren eine echte Prüfung für sie und sicherlich nicht die Art und Weise, wie sie sich das Ende ihres Lebens gewünscht hatte, aber sie hat den Schwierigkeiten getrotzt und uns ein Vermächtnis hinterlassen, das wir in Ehren halten werden. Ihre Hingabe und ihr Engagement inspirieren uns weiterhin. Paula und Waltraud haben uns verlassen, aber wir machen weiter und schließen uns mit anderen zusammen, die sich für Gerechtigkeit in Palästina einsetzen.


In liebevoller Erinnerung,

Mary Pampalk für Frauen in Schwarz Wien



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