„Wir befinden uns mitten in einer Energiekrise“, hört man seit einigen Monaten verstärkt. In solch einer Krise braucht es auch „ansonsten unübliche Lösungen“. Einerseits wird die Kohlekraft wieder ins Spiel gebracht, als (so beteuern es alle) kurzfristige Lösung, andererseits hört man schon seit längerer Zeit wieder verstärkt von Flüssiggas und Fracking.
Fracking ist eine Methode, die schon lange zur Erschließung neuer Erdöl- und Erdgasquellen angewendet wird. Üblicherweise befinden sind Erdöl und Erdgas in porösem Gestein in einigen hundert bis tausend Meter Tiefe unter hohem Druck. Diese Vorkommen können meistens mit nur geringem Pumpaufwand an die Oberfläche befördert werden.
Nicht gut zugängliche Lagerstätten sind Schiefergesteine. Auch in diesen gibt es mancherorts große Lagerstätten, jedoch reicht hier pumpen nicht aus, um an das Material zu kommen. Unter sehr hohem Druck wird daher Wasser in Bohrlöcher gepresst, um das Gestein aufzubrechen. Bei diesem Vorgang wird sehr viel Wasser benötigt, zirka zehn Millionen Liter Wasser pro Bohrung (1). In den USA, wo Fracking am häufigsten zur Anwendung kommt, geschieht dies vor allem in wasserarmen Regionen. Außerdem wird das Wasser unter anderem mit Chemikalien versetzt, von denen einige schwere Schäden an der Gesundheit der Menschen und der Natur herbeiführen können (wie Oxidationsmittel, Polymere,..). Fracking ist keine „umweltfreundliche“ Methode, sondern benötigt weit mehr Energie und Wasser als normale Erdgasförderung.
Ein wesentlicher Punkt beim Fracking-Gas ist der Transport. Will man Erdgas transportieren, ob vom Fracking oder anders gewonnen, ist die einfachste Methode Pipelines zu verwenden. Diese funktionieren stark vereinfacht, wie eine Wasserleitung, in der auf einer Seite etwas einströmt und an anderen Stellen abgezapft wird. Das ist deshalb eine bevorzugte Methode, weil Gas viel Volumen einnimmt. Bisher hat Österreich, so wie Deutschland und andere Länder in Europa, Erdgas fast ausschließlich über Pipelines aus Russland bezogen. Das wollen die Kapitalisten heute nicht mehr. Jetzt ergibt sich die Frage, woher stattdessen Erdgas bezogen wird und wie es transportiert wird. Hier kommt Flüssiggas ins Spiel. Gase haben geringe Dichten, wenn man sie genug abkühlt, lassen sie sich verflüssigen. Um Flüssiggas in Tankschiffen zu transportieren, braucht es eine Temperatur von -162°C. Zum Kühlen benötigt man viel Strom, der wiederum aus der Verbrennung von Gas gewonnen wird. Auch wenn es seit langer Zeit zu keiner Katastrophe mit Flüssiggas gekommen ist, sind die Gefahren groß: Erstickungsgefahr, Explosionsgefahr, …
Wird Flüssiggas nun per Schiff nach Europa transportiert, braucht es eine neue Infrastruktur, denn das Flüssiggas muss von den Tankschiffen entladen und zurück in den gasförmigen Zustand überführt werden. Solche Infrastrukturprojekte verschlingen Milliarden, welche durch Steuergelder, also die Bevölkerung, bezahlt werden. Ob über staatliche Unterstützung für Konzerne, oder Energiepreissteigerungen, ist es die werktätige Bevölkerung, die das begleichen muss.
Fracking und Flüssiggastransporte sind zu Recht umstritten. Von den Herrschenden werden sie nun als „notwendiges Übel“ dargestellt, um vom russischen Gas „unabhängig“ zu werden. Schon seit Jahren haben die USA versucht Druck auf europäische Länder auszuüben, um Flüssiggas aus den USA zu kaufen. Unter anderem deshalb versuchten die US-Monopole die Nordseepipeline „Nord Stream 2“ zu stoppen und das eigene Gas als sichere Alternative anzupreisen. Bei allen „neuen“ Alternativen, wie Flüssiggas oder Atomenergie, geht es jedoch nicht um „Umweltschutz“ oder „sauberer Energie“, sondern um die Interessen der stärksten Energiemonopole und der imperialistischen Länder. Die Rechnung muss in jedem Fall das Volk bezahlen!
Bildquelle:
Fracking Methode, Mikenorton, Wikimedia CC BY-SA 3.0
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