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Hannes L.

Demonstration zum 12. Februar in Wien: Ein Band, das nie zerreißt


Zum dritten Jahr in Folge wurde heuer in Wien zum Jahrestag der Februarkämpfe 1934 eine Gedenkdemonstration veranstaltet. Die Demonstration, die von einem Bündnis aus antifaschistischen, demokratischen und revolutionären Kräften organisiert wurde, fand im Wiener Arbeiterbezirk Floridsdorf statt. Von einem historischen Schauplatz der Kämpfe zog man zum nächsten, um mit Blick auf die heutige Situation die Lehren aus diesen Kämpfen zu ziehen.


Die von einem unabhängigen Bündnis organisierte Demonstration zählte um die 300 Leute und eine Vielzahl von Roten Fahnen und Bannern. Parolen wurden angestimmt, die internationale Solidarität und der Kampf gegen Faschisierung, Sozial- und Demokratieabbau stand im Zentrum. So zog man durch Floridsdorf, einem Bezirk in dem Demonstrationen kaum vorkommen. Das führte natürlich zu aufmerksamen Blicken und auch zu vielen positiven Reaktionen: Aus einem Cafe in der Georg-Weisselgasse (die übrigens nach einem Floridsdorfer Helden der Februarkämpfe benannt ist) jubelten die Menschen der Demo zu. „Rot Front“ rief ein Gast mit erhobener Faust. Zwei junge Frauen beschlossen auf der Stelle mitzugehen und selbst eine rote Fahne mitzutragen.


Die Demonstration fand unter dem Titel „Gedenken heißt kämpfen“ statt. So stellt das 12.-Februar-Bündnis auch die Forderung auf, der Tag solle zu einem staatlichen Feiertag werden. Das ist richtig, und richtet sich gegen die Herrschenden, die die Erinnerung des 12. Februars am liebsten „unter den Teppich“ oder weit weg schieben wollen. Auch heute – das wurde von verschiedenen Rednern festgestellt – befinden wir uns in einer Zeit der Krise des Kapitalismus, des Abbaus demokratischer Rechte, der Kriegsvorbereitung, wie sie dem Faschismus zu Beginn der 30er-Jahre vorausging. So wurde auf einem Flugblatt der „Aktion für demokratische Rechte des Volkes“ (ADRV), das auf der Demonstration verteilt wurde, die Losungen aufgestellt: „Für die Verteidigung der demokratischen und sozialen Rechte!“ und „Gegen NATO und EU-Armee! Gegen Aufrüstung und imperialistischen Krieg!“


Es gab vier „Stationen“: Den Floridsdorfer Hauptbahnhof, einen strategisch wichtigen Punkt, den die Arbeiter in den Februarkämpfen erobern konnten. Die Feuerwache Floridsdorf in der sich widerständige Arbeiter unter dem Kommando von Georg Weissel, dem Floridsdorfer Bauingenieur, sammelten. Und der Paul-Speiser-Hof wo über die Leichenberge berichtet wurde, die die Austrofaschisten auftürmten. Das Flugblatt der ADRV hält fest: „Die Führung der Sozialdemokratie und breite Teile ihres Funktionärskörpers kapitulierten am 12. Februar, während die Politik der Kommunisten und der sozialdemokratischen Arbeiter richtig und ein Vorbote für die weiteren Kämpfe war.“ Das stimmt, die sozialdemokratische Parteiführung hatte befohlen, nicht zu kämpfen. Die Arbeiter auf der Feuerwache, dem Schlingerhof und dem Paul-Speiser-Hof gehörten zu den 40.000, die in diesen Tagen den Widerstand selbst in die Hand nahmen – einen Widerstand, der von seiner Breite und Zusammensetzung großes Potenzial hatte und dieses auch in weiterer Folge freisetzte: die Februarkämpfe 1934 legten die Grundlage für den späteren nationalen Befreiungskampf gegen den deutschen Faschismus. Diese Grundlage war „ die revolutionäre Einheit der Arbeiterklasse“, wie es im Flugblatt heißt. „Auch heute ist das der Kern eines breiten Widerstand und Kampfes für die Interessen der Unterdrückten und Ausgebeuteten.“


In Wien fanden weitere Aktivitäten zum Jahrestag statt. Ein Literatur- und Kulturabend im Lokal „Das freie Wort“ brachte Texte und Gedichte aus diesen Tagen des Kampfes zu den Besuchern. Der Abend gab einen sehr guten Einblick auf die Fülle der 12.-Februar-Literatur, de facto einem ganzen Genre der österreichischen Arbeiterliteratur, das 1934 in kürzester Zeit geschaffen wurde. Darunter ist beispielsweise die bekannte „Koloman-Wallisch-Kandate“ von Bert Brecht, aber auch Gedichte und Texte zu spezifischen Schauplätzen der Kämpfe, wie dem Gedicht „Die Februarlegende“ des Kommunisten Fritz Jensen, die im Schlingerhof spielte. Das „Lied aus Österreich“, das musikalisch aufgeführt wurde, hält die Wichtigkeit des Vermächtnis der Februarkämpfer fest, die für ihre Rechte und Freiheit gekämpft haben: „doch uns die Kämpfer gaben ein Band das nie zerreißt“. Dieses Band der Einheit der Arbeiterklasse gilt es auch heute wieder zu knüpfen!



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