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Aufruf zur Demonstration am 12. Februar 2023


Das Bündnis „12. Februar“ ruft auch dieses Jahr zur Demonstration in Gedenken und zu Ehren der Februarkämpfe des Jahres 1934 auf. Der rote Februar 34‘ ist eines der wichtigsten und auch lehrreichsten Ereignisse in der Geschichte der österreichischen Arbeiterbewegung. Als erster bewaffneter Aufstand gegen den in den 1930er Jahren in vielen Ländern immer aggressiver werden Faschismus spielte er auch international eine wichtige Rolle.


Mehr als 40.000 Antifaschisten, ein Großteil davon Arbeiter, erhoben damals in Österreich ihre Waffen gegen den Austrofaschismus, Hunderte gaben dabei ihr Leben. Mehr als 10.000 Mitglieder der SDAPÖ (heute SPÖ) liefen zur KPÖ über, welche die konsequente und zunehmend maßgebende Kraft im antifaschistischen Widerstand darstellte und sich nach den Kämpfen im Jahr 1934 zur Massenpartei entwickelte. Der Februar 34‘ war eine zeitweilige militärische Niederlage gegen die faschistischen Kräfte. Doch wurden in diesen Kämpfen auch bedeutende Grundlagen des weiteren Verlaufs des antifaschistischen Widerstandskampfes in Österreich errungen, so wie etwa die Erstarkung der antifaschistische Einheitsfront.


Heute, in einer Zeit der massiven Teuerungen, des imperialistischen Kriegs, der Aufrüstung und Faschisierung, gibt es zahlreiche Gründe von herausragenden historischen Erfahrungen im Kampf gegen den Faschismus in Österreich zu lernen. Beinahe 90 Jahre nach dem heldenhaften Aufstand zehntausender Arbeiterinnen und Arbeiter gegen den Faschismus, der mit blutiger Gewalt von den Herrschenden beantwortet wurde, wird zur Demonstration aufgerufen:



Im Folgenden ist der Aufruf des Bündnisses „12. Februar“ nachzulesen:


Gedenken heißt kämpfen!


Am 12. Februar 1934 schritten die konsequenten Teile der Arbeiter:innenklasse zum bewaffneten Kampf gegen den Dollfuß-Faschismus. In fast ganz Österreich stellten sich Arbeiter:innen mit der Waffe in der Hand der Errichtung der faschistischen Diktatur entgegen. Dieses bedeutende Kapitel der Geschichte der Arbeiter:innenbewegung ist nach wie vor ein Tabuthema. Tatsächlich ist dieser Kampf ein Grund stolz zu sein auf jene, die versucht haben die faschistische Welle über Europa zu brechen.


Der Aufstand, welcher entgegen den abwiegelnden Vorgaben der SP-Führung stattfand, blieb isoliert und chancenlos. Ohne Unterstützung durch einen Generalstreik und ohne Massenaktivitäten unterlagen die Februarkämpfer:innen der austrofaschistischen Front aus Polizei, Bundesheer und Heimwehren. Hunderte starben in den Kämpfen, weitere wurden nach einer standrechtlichen Verurteilung durch die austrofaschistische Justiz ermordet.


Zum ersten Mal seit der Machtübernahme der Faschisten in Italien, Deutschland und Österreich erhoben sich Arbeiter:innen von 12.-16. Februar 1934 bewaffnet gegen den Faschismus. Sie beschlossen, sich gegen die Angriffe auf ihre Rechte und Strukturen zu wehren und einen Aufstand gegen die Bedrohung durch die faschistische Diktatur zu wagen. Damit war dieser Widerstandskampf ein wichtiges Ereignis, nicht nur für Österreich, sondern für ganz Europa.


Der Tag des Aufstands gegen den Austrofaschismus ist Gelegenheit zur Aufarbeitung der antisemitischen und faschistischen Wurzeln der ÖVP, sowie der Auswirkungen des Austrofaschismus auf die heutige politische Landschaft. Dieser Feiertag soll zu einer Erinnerungskultur beitragen, die auf den österreichischen Faschismus und seine Verbrechen verweist und damit das antifaschistische Bewusstsein in der Gesellschaft stärkt. Es braucht eine breite gesellschaftliche Verankerung des positiven Bezugs zu diesem antifaschistischen Kampf!


Der 12. Februar muss als "Tag des Aufstands gegen den Austrofaschismus" ein gesetzlicher Feiertag werden!



Für uns heißt Gedenken kämpfen: „Heute wie damals: Dem Faschismus entgegentreten!”

Deswegen gehen wir am 12. Februar auf die Straße.


Antifaschistische Demonstration:

Sonntag 12. Februar

14h Franz Jonas Platz (U6 Floridsdorf)


Wir rufen alle dazu auf, am 12. Februar rote Fahnen/Tücher des Widerstands aus den Fenstern zu hängen.




Zwischenkundgebungen:

Feuerwache Am Spitz: In den Morgenstunden des 13. Februar bewaffneten sich Schutzbündler in der Feuerwache Am Spitz. Ihre Kampfeinheit sollte ein Polizeikommissariat ausschalten. Militärischer Führer war der 1899 geborene Kommandant der Wache, Georg Weissel. Da nur wenige Schutzbündler kampfbereit waren, gelang es Einheiten der Alarmabteilung der Bundessicherheitswache die Feuerwache zu stürmen und 61 Feuerwehrleute zu verhaften. Um seine Genossen zu schützen übernahm Georg Weissel die volle Verantwortung für den bewaffneten Widerstand vor Ort und wurde als Aufständischer standrechtlich verurteilt. Er wurde am 15. Februar im Landesgericht Wien erhängt.

Schlingerhof: Die Kampfhandlungen im und rund um den Schlingerhof zogen sich über mehrere Tage. Am 13.2. gelang es dem Bundesheer zunächst, den Schlingerhof teilweise zu besetzen. Die Schutzbündler starteten einen so massiven Gegenangriff, dass sich die Soldaten zurückziehen mussten. Erst nach dem Einsatz schwerer Artillerie – die u.a. vom Karl Marx-Hof abgezogen wurde – konnten die austrofaschistischen Truppen den zerstörten Schlingerhof unter ihre Kontrolle bringen. Mehrere hundert Schutzbündler wurden festgenommen. Am Floridsdorfer Markt befindet sich eine Gedenktafel die an diese Ereignisse erinnert: „Den Kämpfern für Freiheit und Demokratie. Ihr Vermächtnis – Kampf dem Faschismus! Die Floridsdorfer Arbeiterschaft.“

Paul Speiser-Hof: Erst nach dem Eintreffen von Verstärkung ging ein Bataillion des Infanterieregiments aus Krems am 14.2. zum Angriff auf den Paul Speiser-Hof über. Trotz vorbereitender Beschießung mit Geschützen konnten die Verteidiger des damals F.A.C.-Hof genannten Gemeindebaus erst nach dem Einsatz schwerer Artillerie zum Rückzug gezwungen werden.





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